Tiflis. In der georgischen Hauptstadt Tiflis wird ein weiterer êzîdîscher Tempel erstehen. Einen entsprechenden Antrag der êzîdîschen Gemeinschaft reichte die Führung des Geistigen Rates der Êzîden in Georgien (GRÊG) bei den Behörden ein. Darin baten die Êzîden um die Genehmigung zum Bau eines Tempel auf dem êzîdîschen Friedhof in der Ortschaft Lotkinsky. Êzîdîsche Friedhöfe verfügen in der Regel über einen Tempel – „mezargeh“ genannt – der einem Heiligen gewidmet ist und in dem Besucher ihrer Verstorbenen gedenken und ihre Gebete verrichten können.

Am 6. Oktober traf der georgische Staatsekretär mit dem Minister für Religöse Angelegenheiten, dem Wirtschaftsminister sowie Vertretern der Stadt zusammen, um über den Antrag abzustimmen. Der vom GRÊG eingebrachte Antrag wurde einstimmig genehmigt und den Êzîden ein Grundstück zum Bau des Tempels auf dem Gelände des Friedhofes zugewiesen.

Êzîdîscher Tempel auf einem êzîdîschen Friedhof in Sheikhan

Pîr Dîma, Vorsitzender des GRÊG, zeigte sich in einem Interview mit dem georgischen Fernsehen sehr zufrieden und bedankte sich bei den Behörden für die schnelle und unbürokratische Hilfe.

Die Ahnenverehrung und damit die Friedhöfe spielen in der êzîdîschen Tradition eine wichtige Rolle. So werden zu vielen Festanlässe die Gräber der Verstorbenen aufgesucht und in die Festzeremonie eingebunden. In der Diaspora entstehen immer mehr êzîdîsche Friedhöfe, die zeigen, dass die Êzîden selten die Hoffnung hegen, in ihre alte Heimat zurückzukehren. In Deutschland existiert bereits ein êzîdîscher Friedhof, in den USA wird der erste êzîdîsche Friedhof derzeit gebaut.

© ÊzîdîPress, 26. Juni 2017