Die ehemalige Ko-Vorsitzende der FEK, Feleknas Uça, während ihrer Rede an die Delegierten. | © ANF
Die ehemalige Ko-Vorsitzende der FEK, Feleknas Uça, während ihrer Rede an die Delegierten. | © ANF

Celle (Niedersachsen) – Die Föderation Ezidischer Kurden (FEK), ein der PKK nahestehender Dachverband verschiedener êzîdîscher Vereine in Europa, hielt gestern ihren 9. Kongress in Celle ab. Unter anderem wurde ein neuer neunköpfiger Vorstand gewählt, der dieses Mal sehr viel jünger als die letzten Male ausfällt. Es mehren sich nunmehr die Hoffnungen auf einen Paradigmenwechsel innerhalb der Organisation hin zu einer parteipolitisch unabhängigeren, den êzîdîschen Interessen dienlicheren Lobbyarbeit. Auch ein Zusammenschluss mit dem Zentralrat der Yeziden in Deutschland (ZYD) und anderen verbandsunabhängigen Vereinen zu einem geschlossenen êzîdîschen Dachverband scheint mehr denn je in greifbarer Nähe.

Dem neuen Vorstand gehören nach Wahl durch die anwesenden Delegierten Aram Arslan, Alî Atalan, Gulnaz Beyaz, Xanê Çelik, Leyla Ferman, Yilmaz Gunay, Zerdeşt Gunay, Yilmaz Kaba und Dendel Kiwaxî an.

Aram Arslan ist Mitglied der êzîdîschen Hochschulgruppe an der Universität Bremen. Alî Atalan ist ehemaliger NRW-Landtagsabgeordneter der Partei DIE LINKE. Zerdeşt Gunay ist zuvor schon Ko-Vorsitzender der FEK gewesen. Yilmaz Kaba ist zugleich Vorstandsmitglied von YEK-KOM, der legalen Vereinsorganisation der PKK in Deutschland. Die anderen Vorstandsmitglieder sind bisher weniger in die Öffentlichkeit getreten. Die neun Vorstandsmitglieder wählen nun geschlechterparitätisch zwei Ko-Vorsitzende der Organisation.

Der neue Vorstand der FEK im êzîdîschen Kulturzentrum Celle. © Mala Êzîdiyan Celle
Der neue Vorstand der FEK im êzîdîschen Kulturzentrum Celle. © Mala Êzîdiyan Celle

Neben Zerdeşt Gunay war dies zuvor die ehemalige Europaabgeordnete Feleknas Uça, die dieses Mal nicht mehr zur Wahl antrat.

Die FEK ist in Vergangenheit durch ihre besondere Nähe zur in Deutschland verbotenen PKK und dem dogmatischen Festhalten am Zarathustra-Kult negativ in Erscheinung getreten. Die Gründung eines einheitlichen êzîdîschen Dachverbands erschwerte sich nicht zuletzt auch deswegen. Die deutliche Verjüngung des neuen Vorstands kann schließlich als ein Versuch der Neuorientierung bewertet werden. So verlief der gesamte Kongress mit vergleichbar wenig parteipolitischer Propaganda. Die im êzîdîschen Kulturzentrum Celle immer noch bestehenden Wandgemälde Zarathustras wurden für den Kongress mit Transparenten verdeckt. Auch der ZYD war eingeladen. Gleichwohl rekrutiert sich jedoch auch der neue Vorstand überwiegend aus PKK-Kreisen.

Folglich bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich die FEK mit ihrem neuen Vorstand bewegt. Die êzîdîsche Jugend, mehr denn je durch das Leben in zwei Kulturen an einer Identitätskrise leidend, hofft auf eine bessere religiöse Infrastruktur, die es möglich macht, der drohenden Assimilation als religiöse Minderheit in der westlichen Diaspora, dem »Ferman« der Neuzeit, zu entgehen. Wir bleiben gespannt.

Das Redaktionsteam von ÊzîdiPress wünscht dem neuen Vorstand der Föderation Ezidischer Kurden für seine zukünftige Arbeit viel Erfolg.

êzîdîPress, 09.06.2014