Êzîdîsche Kämpfer der Verteidigungseinheit Shingals
Êzîdîsche Kämpfer der Verteidigungseinheit Shingals

Sherfedîn (Shingal/Irak) – Ein seit Tagen anhaltender Streit an der Pilgerstätte Sherfedîn zwischen den Êzîden, der PKK/YPG und den Pêşmerga Soldaten drohte zeitweise zu eskalieren. Ein von KurdistanTV veröffentlichtes Telefoninterview mit dem General der êzîdîschen Verteidigungseinheit Qasim Şeşo sorgt derzeit für Aufregung. In dem Interview erklärt General Şeşo, dass die Êzîden sich auch gegen die PKK/YPG erheben werden, wenn diese die Blockade für Hilfslieferungen nicht binnen 24 Stunden aufheben.

Verschiedene kurdische Medien versuchen diesen Vorfall nun für parteipolitische Zwecke zu instrumentalisieren.

Hintergrund

Vor wenigen Tagen äußerte die kurdische Volksverteidigungsfront YPG aus Rojava (Nordsyrien), dass sie an der Pilgerstätte der Êzîden ihre Flagge hissen möchte. Qasim Şeşo lehnte dies mit dem Verweis auf die religöse Bedeutung der Pilgerstätte ab, die YPG beharrte jedoch auf ihrer Forderung. Alsbald erklärten auch die Pêşmerga Soldaten, dass sie an der Pilgerstätte die kurdische Flagge hissen werden, auch dies lehnte General Şeşo mit derselben Begründung ab. Şeşo verwies beide Parteien daraufhin, dass an der Pilgerstätte auch nicht die êzîdîsche Flagge gehisst werden wird, weder in der Vergangenheit noch zukünftig. Auch deshalb sei es nicht hinnehmbar, überhaupt eine Flagge an der religiösen Stätte aufzustellen.

Daraufhin kam es zu einem zeitweise heftigen Streit zwischen der YPG, den Êzîden und den Pêşmerga Einheiten. Qasim Şeşo konnte vermitteln und die Wogen zunächst glätten. Die YPG sperrte daraufhin jedoch die Grenze, über die Hilfslieferungen zur Pilgerstätte Sherfedîn befördert werden. Qasim Şeşos Interview auf KurdistantTV war eine Reaktion auf die genannte Blockade.

Wir haben uns telefonisch über die Lage informiert. Derzeit finden Gespräche statt, die die Lage entspannen sollen. Es besteht bisher kein Grund zur Sorge, so ein interner êzîdîPress Informant an der Pilgerstätte. Wichtig sei die Befreiung Shingal, bevor über derartige Kleinigkeiten gestritten werden sollte, so Qasim Şeşo. Zugleich bedankte er sich auch für den Einsatz der PKK/YPG in Shingal und sagte, dass „wir alle PKK/YPG Kämpfer sind“. Es ist aber nicht hinnehmbar, in dieser Zeit eine Flagge an der Pilgerstätte zu hissen, so Şeşo weiter.

In wenigen Minuten wird sich General Şeşo erneut zu dem Fall und den Ergebnissen der Gespräche äußern.

êzîdîPress, 1. Sept. 2014