Tempeldiener im Heiligtum der Êzîden Lalish im Nordirak
Tempeldiener im Heiligtum der Êzîden Lalish im Nordirak


Lalish. Das diesjährige religiöse Sommerfest der êzîdîschen Gemeinschaft wird nicht stattfinden. So entschied der Religiöse Rat in einer Versammlung vor mehreren Tagen. Bave Chawish, Mitglied im Religiösen Rat und höchster Tempeldiener, erklärte ÊzîdîPress in einem Telefongespräch, dass aufgrund des Völkermordes in Shingal und der anhaltenden Gefangenschaft Tausender Frauen, Mädchen und Kinder das Sommerfest abgesagt wurde.

Daher werden auch keine Zeremonien in Lalish vollzogen werden. Dem Sommerfest gehen vierzig Fastentage voraus, die für alle hohen Würdenträgern Pflicht sind. Am letzten Fastentag Anfang August wird üblicherweise das Sommerfest gefeiert, wobei Tausende Êzîden im Heiligtum zusammenfinden und gemeinsam mit religiösen Zeremonien die Fastentage beenden.

Bave Chawish Pîr Shero erklärte weiter, dass unter den gegebenen Umständen ein Fest nicht möglich sei. Anders als das Neujahrsfest im April, das bescheidener als sonst zelebriert wurde, könne auf das Sommerfest verzichtet werden, sagte er. Auch das Winterfest im vergangenen Februar wurde bereits abgesagt.

Ungewiss bleibt, ob das Fest der Zusammenkunft, ein weiteres wichtiges Fest der êzîdîschen Gemeinschaft in Lalish, Anfang Oktober stattfindet. Der Völkermord der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) an der êzîdîschen Minderheit im Irak hat die Gemeinschaft in einen Ausnahmezustand versetzt.

Am 3. August vergangenen Jahres überfielen die Schergen des IS die Region Shingal, das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden und verübten einen Genozid an der Bevölkerung. Über 5.000 Êzîden wurden nach Angaben der UN getötet, bis zu 7.000 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, verschleppt.

© ÊzîdîPress, 01. August 2015