Shingal. Im Irak haben sich die führenden êzîdîschen Parteien erstmals zu einem Bündnis zusammengeschlossen. In einer am Donnerstag veröffentlichten historischen Pressemitteilung teilten die vier Parteien mit, dass sie bei den kommenden irakischen Provinzwahlen im April 2020 als gemeinsame Liste antreten werden. Vorausgegangen waren der Einigung Gespräche von Parteivertretern in der êzîdîschen Region Shingal. Hauptanliegen sei es, das noch immer in Trümmern liegende Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden in Shingal politisch zu stabilisieren und Reformen einzuführen.
Zu der Koalition haben sich die „Êzîdîsche Partei für Fortschritt“ des êzîdîschen Parlamentsabgeordneten Saib Khidir, die „Demokratische Partei der Êzîden“ unter der Führung von Heydar Shesho, die „Êzîdîsche Partei für Freiheit und Demokratie“ unter der Leitung von Omer Salih Ibrahim sowie die „Êzîdîsche Bewegung für Reform und Fortschritt“ unter Haci Gundor zusammengeschlossen. Bei den vergangenen irakischen Parlamentswahlen 2018 traten die vier Parteien noch gegeneinander an und verspielten so Tausende êzîdîsche Wählerstimmen. Das neue Bündnis könnte seltenes Zeugnis sein, dass die Parteiverantwortlichen aus der Niederlage 2018 die richtigen Schlüsse gezogen haben.
In dem neuen Bündnis kommen politische Ansichten zusammen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Auch deshalb bleibt abzuwarten, ob dieses Bündnis bis zu den Wahlen im April 2020 bestehen bleibt. Angesichts der Herausforderungen, vor denen die existenzbedrohte Minderheit der Êzîden im Irak steht, bleibt dies zu hoffen.