Die êzîdîsche Religion ist eine der ältesten im Nahen Osten. Seit der Antike sind die Êzîden Ackerbauern und Landwirte, weshalb auch die meisten Feste der Êzîden in Beziehung zur Natur und ihrer Phänomenen gefeiert werden.
Das Belinde-Fest findet am ersten Freitag des Jahres im Winter statt. Jede Familie kocht besondere Speisen und verteilt diese an ihre Nachbarn. Am zweiten Freitag des Jahres feiern alle Êzîden das Fest und backen hierfür ein spezielles Brot. Es sind kleine runde Brotlaibe, die hervorragend schmecken und Sewk genannt werden, diese verteilt man ebenfalls an Verwandte und Nachbarn.
Am darauffolgenden Mittwoch bringt jede Familie eine Pflanze, das Reshk genannt wird, mit. Süßigkeiten, Bonbons und Feigen werden für das Belinde-Fest vorbereitet. Während darauf gewartet wird, dass die Männer von den Feldern zurückkehren, stellen die Frauen die Reshk-Pflanze am Eingang des Hauses ab, um die Männer zu begrüßen.
Als noch Vieh für das Pflügen des Ackers verwendet wurde, sprangen die Tiere dreimal über ein Feuer. Doch die Tiere wurden durch moderne landwirtschaftliche Maschinen ersetzt, sodass die Hausfrauen ein Feuer im Feld entzünden und die Süßigkeiten an die versammelte Menschen und Nachbarn verteilen, während die Anwesenden Beifall für die Frauen und Kinder zurufen, die dreimal in Freude und Jubel über das Feuer springen.
Loqman Suleiman, ein êzîdîscher Medienaktivist, erklärt, dass der Sinn hinter dem Sprung über das Feuer, auch die der Ochsen jener ist, dass der Ochse ein Symbol der Fruchtbarkeit und das Feuer ein Symbol der Sonne ist, die wärmt.
Der Ochste stellt den Samen dar, welcher die Wärme der Sonne braucht, sodass der Samen im Feld den Frost übersteht. Jede Familie nimmt sich etwas Asche von dem Feuer, mit dem die Bauern ihre Felder bestreuten, um Segen zu erhoffen.
Nach der Belinde-Feier bereitet jede Familie ein dickes Brot vor (kurd. Khewler genannt), in das eine Rosine gelegt wird. Das Familienoberhaupt beginnt das Brot in kleinere Stücke zu teilen und verteilt es an die Familienmitglieder.
Derjenige, der in seinem Teil des Brotes die Rosine findet, wird für das kommende Jahr mit Glück gesegnet sein.
Von Hassan Shingali „Yazidi Celebrate the Belende Feast, in KurdishGlobe vom 13.01.2014 (Ortszeit), ins Deutsche übersetzt
Das Cejna Bêlindê (dt. „Feier der Toten“) ist ein Fest, das in Andenken an die Verstorbenen einer Familie oder auch deren engen Vertrauten sowie deren Familienheiligen begangen wird. Zu diesem Anlass werden die Gräber besucht. Es wird Brot, Fleisch, Obst, selbstgebackenes Gebäck und Süßwaren an die Gräber mitgebracht. Man ruft die Verstorbenen ins Gedächtnis und spricht Gebete. Das Fest soll die Einigkeit innerhalb der Gesellschaft stärken, indem auch nach dem Ableben einer Person, diese Person in das Leben miteinbezogen wird. Die Nahrung wird am Ende des Tages an Nachbarn und Bedürftige verteilt.
Dieses Fest ist laut Dr. Pîr Mamou Othman eines der ältesten Feste der êzîdîschen Religion und zeugt davon, dass das Êzîdentum die Bräuche der alten Völker Mesopotamiens, namentlich die der historischen Arier, bis heute bewahrt hat und weiterhin praktiziert.
êzîdîPress, 12.01.14