In den USA entsteht derzeit der erste êzîdîsche Friedhof (Amber Baesler/ Journal Star)


Nebraska. In den Vereinigten Staaten entsteht derzeit der erste êzîdîsche Friedhof. Im Bundesstaat Nebraska hat die lokale êzîdîsche Gemeinschaft zu diesem Zweck ein Grundstück erworben. Auf dem zwanzig Acker großen Feld soll schon bald mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Der Religöse Rat der Êzîden hat für das Vorhaben zuvor seinen Segen erteilt. Das religiöse Oberhaupt der Êzîden, Baba Sheikh Kheto, beglückwünschte am Einweihungstag die dortige Gemeinschaft via Telefon zur Gründung. Die Kosten in Höhe von 170.000 US-Dollar für den Erwerb und erste Vorbereitungsmaßnahmen brachte der Verein „Vereinigte yezidische Gemeinschaft von Amerika“auf. Die Zahl der Êzîden in Nebraska wird auf etwa 2.500 geschätzt, von denen die Mehrheit aus dem Nordirak stammt. Viele Familien kamen mit einem Visum in die USA, nachdem Mitglieder der Familie als Übersetzer für das US-Militär im Irak gearbeitet hatten.

Auch in Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten êzîdîsche Grabfelder entstanden. Anders als viele Gräber sollen êzîdîsche nicht nach einer gewissen Zeit ausgehoben werden, wofür Ausnahmeregelungen erforderlich sind. Ein êzîdîsches Gräberfeld steht auf dem Stadtfriedhof in Lahe nahe Hannover. Ein weiteres soll in Celle, einer Hochburg der Êzîden in Deutschland, entstehen. Traditionell werden die Verstorbenen in die Heimat überführt, wo sie auf den Friedhöfen ihres Herkunftsdorfes in den Familiengräbern beigesetzt werden. Nicht immer ist eine solche Überführung aber möglich, die zudem teuer und beschwerlich ist.

Für die êzîdîsche Gemeinschaft hat das Entstehen neuer Gräberfelder außerhalb der traditionellen Siedlungsgebiete eine große Bedeutung. Die Diaspora wird einerseits zur neuen Heimat und bietet andererseits das gefahrlose Ausleben der eigenen Kultur und Religion. Nur wenige der heute in der Diaspora lebenden Êzîden spielen mit dem Gedanken je in ihre Heimat zurückzukehren. Für viele aus der jüngeren Generation ist eine Rückkehr unvorstellbar, kaum ein Jugendlicher hat heute noch einen Bezug zur Heimat der Eltern oder Großeltern. Die ständigen Verfolgungen, die bis heute andauern, haben die êzîdîsche Gemeinschaft entwurzelt. Neue Hoffnung biete daher die Diaspora, die die Êzîden zugleich aber auch vor neuen Herausforderungen stellt.

© ÊzîdîPress, 26. Juni 2017