Tempel Lalish
Tempel Lalish

Übersetzung êzîdîPress aus „A journey into Lalish temple„, erschienen in: KurdishGlobe, 16.02.2014 von Hassan Shingali

Wir begannen unsere Reise von Duhok aus, in Begleitung von êzîdischen und muslimischen Freunden, welche ebenfalls den Lalish Tempel und seine Geheimnisse sehen und entdecken wollten. Lalish ist ein Ort, an dem sich Êzîden aus der ganzen Welt versammeln. Sie besuchen diesen Ort jedes Jahr um Gottes Segen zu empfangen und ihn um Vergebung ihrer Sünden zu bitten. Auch viele nicht-Êzîden sind an diesem Ort vorzufinden.

Auf unserer Fahrt mit dem Taxi zum heiligen Tempel sahen wir viele schöne Landschaften und hohe Berge. Je näher wir dem Tempel kamen, desto schmaler wurde der Weg.

Nach unserer Ankunft, luden wir zunächst unser Gepäck mit Essen, unsere Kameras und einige andere Dinge aus und machten uns auf in Richtung des Heiligtums. Aus Respekt vor dem heiligen Tempel und vorschriftsgemäß für jeden Êzîdî gingen wir barfuß.

Wir setzten uns in Richtung der Schreine in Bewegung und bewunderten die Schönheit des Ortes: die Grünflächen und die Olivenbäume die den Tempel umgeben und den Geruch der Feigenbäume, die neben den Eichen standen.

In der Gruppe betraten wir dann den Schrein und sahen mit Olivenöl gefüllte Krüge und das Mausoleum des Sheikh Adi, einer heiligen Persönlichkeit. Während wir Bilder vom Schrein machten, bemerkten wir die Stoffstücke und einer unserer Freunde fragte, weshalb einige Personen diese auf eine Säule werfen.

Die Antwort: Wenn man ein Stück Stoff mit geschlossenen Augen wirft und es auf der Spitze des Felsen bleibt ohne runter zu fallen, so wird ein Wunsch in Erfüllung gehen.

Wir gingen zur„Kaniya Spî“, einer weißen Quelle in welcher die Êzîden ihre Kinder taufen. Danach zum „Dara Miraza“, dem Heirats-Baum, ein runder Stamm um welche der angehende Bräutigam und die Braut ihre Arme legen: wenn sie mit ihren Armen um den Stamm herumkommen und ihre Finger sich berühren, so werden sie in Kürze heiraten.

Auch an einem anderen Ort, Zamzam genannt, floss Wasser. Hier waschen die Êzîden ihr Gesicht und ihre Hände während sie Gott darum bitten, die Menschheit und die Êzîden zu beschützen.

Viele Symbole und Schriften sind im Tempel zu sehen, darunter das Bild der schwarzen Schlange an einer Wand, welche Weisheit symbolisiert und in Anlehnung an die Rettung der Menschheit durch Noah gedacht ist. Im Innern des Tempels gibt es sieben Säulen , die die sieben Erzengel der êzîdîschen Mythologie repräsentieren, sowie alte Inschriften für die Sonne und Abbildungen von Werkzeugen, mit denen gearbeitet wird bzw. wurde.

Nach einem langen Tag, an dem wir den Tempel erforschten und die Zeit hatten, mehr darüber zu erfahren, aßen wir zu Mittag und machen uns auf den Rückweg Richtung Duhok.

Hassan Shingali ist Redakteur der englischsprachigen KurdishGlobe, die in der Autonomen Region Kurdistan ansässig ist. Selbst Êzîdî, ist Hassan Shingali für êzîdîsche Angelegenheiten innerhalb des Redaktionsteams tätig. Zahlreiche Artikel zu Festen und anderen Ereignissen der Êzîden hat er bereits verfasst. Er stammt wie sein Nachname verrät aus der Region Shingal, wo weltweit die Meisten Angehörigen der êzîdîschen Religion leben.