Êzîdîsches Dorf in Nusaybin | Yalak Video
Êzîdîsches Dorf in Nusaybin | Yalak Video

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Efşê (Kaleli Köyü/Türkei) – Weil sie in ihre ehemaligen Dörfer zurückkehren wollen, haben Angehörige des einflussreichen AKP Politikers Osman Doğru, Bezirksvorsitzender in Nusaybin, den Êzîden im Dorf Efşê in Mardin gedroht. Die Großgrundbesitzer des Osman-Clans beanspruchen das êzîdîsche Dorf für sich. Das Dorf Efşê ist eines von vielen êzîdîschen Dörfern im kurdische Teil der Türkei (Nordkurdistan), die in der Region Midyat/Nusaybin gelegen sind.

Seit Jahren versuchen Êzîden in ihr Dorf Efşê zurückzukehren und es hierfür zu sanieren. Dorfvorsteher Ömer Yumusak hat daher im Auftrag der Bewohner mit Bauarbeiten zur Wiederherstellung und Erweiterung der Infrastruktur sowie der Häuser begonnen. Während der Arbeiten stürmte eine 15 köpfige Gruppe der Großfamilie Osman sowie Angehörige Halil Çeliks aus Kartmine vor wenigen Tagen in das Dorf und vertrieben die Bauarbeiter. Bei dem Clan aus Kartmine handelt es es sich um jenen, der schon den Christen in der Region und dem Kloster Mor Gabriel Probleme machte. Auch hier beanspruchten sie den Grund, auf dem das Kloster steht für ihren Clan. Christen, die in ihre ehemaligen Dörfer zurückkehren möchten, wird ebenfalls gedroht. Eine êzîdîPress Korrespondentin, die sich derzeit in der Türkei aufhält, berichtete von Zwangsenteignungen und dem willkürlichen Bau von Häusern auf dem Grundbesitz der Christen nahe Midyat.

Weitere Baumaßnahmen in Efşê werden durch die Verschanzung der Clan Mitglieder im Dorf verhindert, das Bauvorhaben ist so zum Stocken geraten. Nachdem Dorfvorsteher Yumusak Beschwerde einlegte, drohte ihm der Vetter von Osman Doğru, Mihamedemin Ay aus Hasentepe, wortwörtlich: „Was wir in Shingal gemacht haben, machen wir auch hier mit euch!“, berichtet Yumusak gegenüber êzîdîPress telefonisch.

Die einflussreiche Großfamilie Osman versucht nun eine Wiederansiedlung von Christen und Êzîden in der Region zu verhindern. Zudem erhebt sie Anspruch auf Grund- und Boden von Dörfern, ohne hierfür berechtigte Nachweise zu erbringen. Die Großfamilie ist besitzt bereits mehrere Gemeinden in der Region. Wegen dem weitreichenden Einfluss des Clans bittet der Dorfvorsteher von Efşê nun die Kurden in der Region sowie Êzîden aus der Diaspora um Hilfe.

Das Dorf Efşê war über Jahrhunderte hinweg von Êzîden bewohnt, ehe sie Anfang der 90er Jahre aufgrund des Krieges und der systematischen, staatlichen Diskriminierungspolitik der Türkei hauptsächlich nach Deutschland geflüchtet sind. Aufgegeben haben die Efşîs, so der Name der Dorfbewohner, ihr Dorf allerdings nie. In den letzten Jahren versuchten sie das Dorf wieder zu sanieren und bewohnbar zu machen.

Ähnliche Vorfälle sind nicht selten und kommen mit dem Wunsch der Rückkehr vieler älterer Êzîden in ihre Heimat immer häufiger vor. Auch in den umliegenden Dörfern wird den Christen und Êzîden die Rückkehr erheblich erschwert.

êzîdîPress, 13. Sept. 2014