Bagdad. In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind erneut zwei êzîdîsche Händler getötet worden. Zwei unbekannte Männer eröffnete am vergangenen Samstag durch die Gitter des kleinen Handelsgeschäftes das Feuer auf die Êzîden. Beide dort arbeitende Verkäufer starben noch vor Ort. Eine Überwachungskamera zeichnete das Geschehen auf.
Dem Attentat gingen auf arabisch-sprachigen Seiten Behauptungen voraus, die Männer würden Alkohol verkaufen. Bei den Opfer handelt es sich um einen Flüchtling aus Shingal sowie einen Bewohner des Ortes Babire. Beide wurden am Sonntag von ihren Angehörigen beigesetzt.
Seit Jahren werden Geschäfte, die Spirituosen zum Verkauf anbieten, Ziel von Mordanschlägen. Vor allem Christen und Êzîden, für die der Konsum von Alkohol nicht verboten ist, werden Opfer dieser Angriffe. Radikale Islamisten töteten in den letzten Jahren bei ähnlichen Vorfällen über 30 Menschen.
Im Oktober 2016 verabschiedete das irakische Parlament ein generelles Alkohol-Verbot. Der Import, die Herstellung sowie der Verkauf von alkoholischen Getränke wurde generell untersagt und unter Strafe gestellt. Schon im Jahr 2013 rief etwa der radikal-schiitische Prediger Muqtada As-Sadr seine Anhänger zu Angriffen auf Christen, Êzîden und Shabak auf, um sie aus den Stadtteilen Bagdads zu vertreiben, da diese unter anderem Alkohol verkaufen würden. Noch im selben Monat kam es zu Angriffen auf 12 Geschäfte, bei denen neun Menschen getötet wurden.
Zahlreiche Anschläge in der Vergangenheit
Am 2. Mai 2013 wurden fünf Êzîden getötet, nachdem bewaffnete Unbekannte sie in ihren Geschäften attackierten. Kurz darauf kam es am 14. Mai 2013 zu einem weiteren Angriff, bei dem neun Êzîden erschossen wurden. Beide Attentate ereigneten sich im schiitisch dominierten Viertel Zayouna in Bagdad.
In Mossul wurden am 16. Oktober 2013 drei Êzîden erschossen, die in einem Spirituosenladen arbeiteten. Viele christliche und êzîdîsche Händler hatten daraufhin aus Furcht vor weiteren Angriffen ihre Geschäfte in der Provinz Ninawa aufgegeben.
Ein weiterer êzîdîscher Ladenbesitzer wurde am 9. Mai 2014 erschossen. Am 7. März kam bei einem Autobombenanschlag in Diyala ein êzîdîscher Arbeiter ums Leben.
Am 5. Mai 2015 kamen bei Attentaten auf mehrere Spirituosengeschäfte in Bagdad sieben Menschen ums Leben, darunter fünf Êzîden.
Um den Lebensunterhalt für ihre Familien zu bestreiten, sind Êzîden und Angehörige weiterer Minderheiten gezwungen, auch in gefährlichen Städten nach Arbeit zu suchen. So geraten sie immer wieder in den Fokus von Islamisten.
© ÊzîdîPress, 31. Juli 2017