Nachdem der irakische Ministerrat überraschend erklärte, man wolle die Städte Tal Afar und Khormato zu eigenen Provinzen erklären, streben die Êzîden nun einen derartigen Beschluss auch für die Region Shingal an.
Der êzîdîsche Politiker Armîn Farhan und Mitglied des irakischen Parlaments erklärte bei einer Sitzung des Parlaments gestern, dass man einen entsprechenden Antrag auch für die Region Shingal stellen werde. „Morgen werden wir die Unterlagen zur Transformation der Stadt Shingal in eine Provinz dem Ministerrat vorlegen“, erklärte Farhan, der Mitglied der Islah-Partei (Partei für Fortschritt und Bewegung) ist, die ihren Sitz in Shingal hat. Die Islah-Partei ist in der Vergangenheit besonders durch ihren aggressiven Kurs gegen die Kurdische Autonomieregierung als auch durch ihre teilweise opportunistische Politik aufgefallen .
Die kurdische Politikerin Amina Saîd hatte kurz nach dem Beschluss des irakischen Ministerrates die Vermutung geäußert, dass Shingal ebenfalls einen Status als eigene Provinz anstreben könnte.
Der Status der Region Shingal ist bis heute ungeklärt. Sowohl die kurdische Autonomieregierung als auch die irakische Zentralregierungen beanspruchen die Region für sich. Nach Art.140 der irakischen Verfassung sollte der Status Shingals per Volksreferendum entschieden werden. Dieses Referendum wurde bis zum heutigen Tag jedoch auf Grund politischer Differenzen nicht durchgeführt. Sowohl Arbil als auch Bagdad verstärken in den vergangen Jahren ihre Präsenz in der Region, halten sich jedoch was sozioökonomische Investitionen angeht zurück. Schließlich möchte keine der beiden Seiten in die Region investieren, die dann gegebenenfalls an die Gegenseite angeschlossen wird.
Shingal gehört zu den ärmsten Regionen des Iraks. 85% der in Shingal lebenden Menschen sind Êzîden, rund 10% Muslime und 5% Christen. Über den Antrag nahm der irakische Ministerrat bislang keine Stellung. Die Entscheidungskompetenz liegt letztendlich beim irakischen Parlament, das nach dem Vorschlag des Ministerrates über den Antrag entscheiden müsste.
êzîdîPress, 24.01.14