Die folgenden historischen Fotografien und Zeichnungen zeigen die Êzîden unter anderem aus längst vergessenen Herkunftsregionen, aber auch aus der ältesten Diaspora Georgien. Zudem Zeichnungen aus dem Alltag im Zentraltempel der Êzîden Lalish. Viele dieser Bilder haben noch nie ihren Weg in das freie Netz gefunden und können hier erstmals betrachtet werden.

Birecik (1881)

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Diese vom französischen Archäologen und Antrophologen Ernest Chantre im Jahr 1881 in Fotografie aufgenommenen Bilder zeigen zwei êzîdîsche Männer aus der Region Birecik in der heutigen Südosttürkei. Birecik, einst eine Hochburg êzîdîschen Lebens, wird heute nicht mehr mit den Êzîden in Verbindung gebracht. Tatsächlich aber werden die Êzîden in Birecik bereits von jesuitischen Missionaren Ende des 17. Jahrhunderts erwähnt.

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Bemerkenswert ist, dass beide Männer auf den Fotografien neben der traditionellen êzîdîschen Tracht auch die für êzîdîsche Männer bis in 20. Jahrhundert typische Haartracht pflegten. Neben den langen Zöpfen schoren sich die êzîdîschen Männer die vordere Stirn kahl.Heute sind es vor allem vereinzelte Stämme in Shingal, die diese Bräuche noch pflegen. Die Fotografien aber zeigen, dass diese für Êzîden in der Region einzigartige Tradition weit über die Grenzen Shingals hin bekannt war.

Tiflis (1903)

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Der US-amerikanische Linguist A. V. Williams Jackson machte diese Aufnahmen von einer Gruppe von Êzîden um das Jahr 1903. Die êzîdîsche Diaspora in Georgien gehört zu den ältesten Exilgruppen der Êzîden. Der erste Kontakt zwischen den Georgiern und Êzîden fand aber bereits in den 1770er Jahren statt, als das damalige êzîdîsche Oberhaupt Joban Agha im Briefwechsel mit dem georgischen König Irakli II. stand. Ziel beider Seiten war es, eine christlich-êzîdîsche Allianz gegen osmanische und kurdische Truppen und Stämme zu gründen.

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Auf einer zweiten Fotografie Jacksons sind ebenfalls zwei Êzîden in Georgien zu sehen. Einer der beiden Männer spielt auf dem traditionellen und für Êzîden heiligen Instrument „Shibab“. In Georgien leben heute über 20.000 Êzîden. In der Hauptstadt Tiflis bauten die Êzîden den ersten êzîdîschen Tempel in der Diaspora. Auch wird derzeit in Georgien die weltweit erste theologische ezidische Akademie gegründet.

Sikeniyê (1907)
Êzîdî in Sikeniye, 1907 von Mark Sykes
Êzîdî in Sikeniye, 1907 von Mark Sykes

Der britische Schriftsteller und Militär Mark Sykes machte diese Aufnahmen eines Êzîden im Jahr 1907 in dem Dorf Sikeniyeh in Shingal. Zu sehen ist ein êzîdîscher Mann, der ein traditionelles Gewand für Feqirê, Asketen, trägt. Sikeniyê liegt am südwestlichen Fuße des Shingal-Gebirges und geriet in den vergangenen Jahren immer wieder im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ in den Fokus. Zahlreiche Asketen der Êzîden, die Hüter der êzîdîschen Lehre, überlebten den Völkermord nicht.

„Die Feuerwanderer aus Mesopotamien“ (1908)

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Diese im Jahr 1908 unter dem Titel „Die Feuerwanderer von Mesopotamien: Êzîden“ im Londoner „Illustrated London News“ veröffentlichten Bilder sollen die Êzîden bei einem alten Brauch zeigen. Dabei gehen sie barfuß über glühende Kohlen und Feuer, daher auch der Name der britischen Collage.

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Lalish (1906)

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Hugo Grothe, deutscher Orientalist, machte diese Fotografie bewaffneter êzîdîscher Männer im Jahr 1906 im Lalish-Tal.

Alltag in Lalish (1911)

Der anglo-französische Künstler und Illustrator Amédée Forestier zeichnete verschieden Szenen aus dem Alltag der Êzîden im Zentralheiligtum Lalish.

© ÊzîdîPress, 14. Januar 2017