„Zu Saddams Zeiten lebten wir besser“, wie oft hört man diesen Satz von Êzîden aus Kurdistan (Nord-Irak). Jene Aussage wird von den meisten Kurden (darunter auch viele Êzîden aus der Türkei und Syrien) mit Entsetzen vernommen. Unter einem Diktator besser gelebt, als in einem weitestgehend unabhängigen und selbstständigen Kurdistan?

Und wie viel Wahrheit hinter dieser Aussage steckt, das mögen die wirklichen Hintergründe jener Aussage untermauern. Als der kurdische Befreiungskampf noch im vollen Gange war, als die Peshmerga, darunter auch Êzîden, noch gemeinsam von einer nationalistisch geprägten Ideologie und der Idee, von einem freien Kurdistan für alle Kurden getragen wurde, da spiele die Religion unter der kurdischen Bevölkerung eine eher unwesentliche Rolle.

Aber wir haben aus der Geschichte gelernt, dass nach einem nationalen Befreiungskampf meist ein Bürgerkrieg folgt. So auch in den jüngsten Aufständen während des „arabischen Frühlings“. Verlierer eines Bürgerkrieges ist häufig die kleinste Gruppe, in diesem Fall die Êzîden.

Die Entführung einer minderjährigen Êzîdin ist nur die Spitze des Eisberges. Es scheint, als wäre Kurdistan, die Urheimat der Êzîden, zugleich auch das Todesurteil und Grab der Êzîden. Wie sonst ist die Untätigkeit der kurdischen Behörden in Fällen wie dem genannten zu erklären? Wie sonst ist die andauernde Verfolgung der Êzîden durch kurdische Muslime in Kurdistan zu erklären?

Es lohnt sich, sich hierüber Gedanken zu machen.

êzîdîPress – 02.02.2013

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