Kämpfer der Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) | Rodi Said | Reuters
Kämpfer der Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) und YPG in Shingal | Rodi Said | Reuters

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[S]hingal. Die Führung der êzîdîschen Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) hat Anschuldigungen der kurdischen PDK-Sicherheitskräfte in Shingal zurückgewiesen, wonach der YBŞ respektive der PKK in einer Mitteilung die Gründung einer Hashd al-Shaabi Miliz vorgeworfen wird. Unter dem Beschluss der al-Hashd al-Shaabi, der generellen Mobilmachung im Irak, werden Bürgerwehren und Milizen zusammengefasst, die im Irak an Seiten der regulären Streitkräfte gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) kämpfen.

Die Anschuldigungen seien „weit von der Wahrheit entfernt“, heißt es in der Mitteilung. Die PKK habe keine al-Shaabi-Miliz gegründet. Derartige Behauptungen seien kontraproduktiv für den Kampf gegen die Terrormiliz IS in Shingal, erklärt die YBŞ weiter. Die Partei des Präsidenten der Autonomen Region Kurdistans, Mesûd Barzanî, verhaftete bereits den Oberkommandeur der Verteidigungskraft Shingals HPŞ, Heydar Shesho, unter selbem Vorwand.

„In unserem Namen wurde keinerlei Miliz im Rahmen der al-Hashd al-Shaabi gegründet. Behauptungen, wonach die PKK in Shingal eine solche Miliz gegründet habe, entsprechen nicht der Wahrheit“. Die êzîdîsche Gemeinschaft wird aufgerufen, derartigen Anschuldigungen keinen Glauben zu schenken. „Solche Mitteilungen dienen lediglich dazu, die PKK und die YBŞ zu denunzieren. Die Mitteilung der Sicherheitskräfte (Asayîş) in Shingal entbehrt jeglicher Grundlage“, erklärt die Einheit weiter.

Die Widerstandseinheit Shingals YBŞ wurde mithilfe der kurdischen Streitkräfte der YPG und PKK gegründet, nachdem die Terrormiliz IS am 3. August 2014 in Shingal einen Völkermord an der êzîdîschen Bevölkerung verübte. Die YBŞ rekrutiert sich aus êzîdîschen Freiwilligen, die von der YPG und PKK sowohl ausgebildet als auch ausgerüstet werden. Derzeit verfügt sie über rund 1.500 Kämpfer und ist neben der HPŞ die zweite Bürgerwehr der Êzîden in Shingal.

Die YBŞ-Einheiten kämpfen an Seiten der PKK/YPG in der umkämpften Stadt Shingal an vorderster Front und partizipieren weiterhin an Gegenoffensiven im Westen des Shingal-Gebirges. Eigenen Angaben zufolge sind in ihren Reihen bisher über 100 Kämpfer ums Leben gekommen.

Die Regierungspartei PDK versuchte bereits Wochen vor dem Genozid in Shingal den Einfluss der PKK in der Shingal-Region zu unterbinden und fürchtet nun ihrerseits um ihren verloren gegangen Einfluss. Rund 10.000 Peshmerga, mehrheitlich PDK-Milizen, flüchteten aus Shingal, als die Terrormiliz IS die Region überrannte und die êzîdîschen Zivilisten der Gewalt der Terroristen überließen. Einheiten der PKK rückten nach Shingal vor, verteidigten die Flüchtlingsströme und eröffneten mit YPG-Kämpfern einen Fluchtkorridor für Zehntausende im Gebirge belagerten Êzîden. In Reaktion auf diese Ereignisse gründeten die Êzîden eigene Verteidigungseinheiten, darunter die YBŞ.

Entsprechend aggressiv gehen Medien und Sicherheitskräfte der PDK nun gegen die PKK und êzîdîsche Einheiten in Shingal vor. Weil vor allem schiitische Milizen der al-Hashd al-Shaabi angehören, die erbarmungslos in den zurückeroberten Gebieten wüten, nutzt die PDK die Abneigung der kurdischen Mehrheitsbevölkerung, um Widerstandseinheiten der Êzîden und der PKK zu denunzieren. Im Rahmen der al-Hashd al-Shaabi wurden aber auch christliche Einheiten gebildet, so etwa die Ninevah Plain Protection Units (NPU), eine Bürgerwehr der Assyrer im Nordirak.

© ÊzîdîPress, 27. April 2015