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„Von dieser Position wollte und bin ich kein Stück gewichen. Mir war es wichtig, dass die Esiden in Kurdistan dieselben Rechte wie alle an¬deren Minderheiten auch. Ein Kurdistan, das den Schutz der Esiden nicht garantieren kann und die Rechte der Esiden nicht anerkennt, wäre für Esiden eine nicht hinnehmbare Heimat.“

Im Jahr 2005 wurde die neue irakische Verfassung ausgearbeitet und trat im selben Jahr in Kraft. Die neue Verfassung sollte nicht nur den prekär rechtlichen Zustand des Iraks korrigieren sondern vor allem auch die bisherige chauvinistische und totalitäre Verfassung des Saddam Husseins Regimes ablösen. Hierfür sollten auch die Rechte der Minderheiten im Irak verfassungsrechtlich verankert werden. Die irakische Verfassung steht über der Verfassung der Autonomen Region Kurdistans, welche noch offiziell Teil des Iraks ist.

Zu den Minderheiten im Irak gehören auch die Êzîden, deren Siedlungsgebiete zum Teil bis heute umstritten sind. Für die Autonome Region Kurdistan nahmen Präsident Mesûd Barzanî und weitere kurdische Delegierte an der irakischen Verfassungskommission teil.

Die Entscheidungskompetenz über politische Fragen innerhalb der êzîdîschen Gemeinschaft obliegt dem weltlichen Oberhaupt der Êzîden, dem Mîr, derzeit Mîr Tahsîn Beg. Um die Interessen der Êzîden zu wahren, hält er regelmäßig Rücksprachen mit wichtigen politischen Vertreten des Iraks und gegebenenfalls außerhalb des Iraks.

Mîr Tahsîn kontaktierte zunächst Dilshad Barzanî. D. Barzanî berichtete dem Mîr, dass die Eintragung der Êzîden in der neuen irakischen Verfassung nicht vorgesehen wäre und nur der Name der Kurden genannt werden würde. Mîr Tahsîn ließ sich mit Sîdad Barzanî, dem Bruder von Dilshad Barzanî, verbinden, der sich zusammen mit dem Präsidenten Mesûd Barzanî in einer Sitzung mit hochrangigen irakischen Vertretern befand.

Mîr Tahsîn erläuterte S. Barzanî, dass es nicht hinnehmbar sei, dass die Êzîden als religiöse Minderheit nicht in der neuen Verfassung genannt werden sollten. Daraufhin kommt es zu einem Gespräch:

Mîr Tahsîn: „Wir sind Kurden, das verleugnen wir nicht. Aber wir müssen darauf bestehen, dass unsere religiösen Rechte beachtet werden. Es ist besteht die Gefahr, dass die Êzîden nicht zu ihrem Recht kommen“.

Sîdad Barzanî informiert den Präsidenten Mesûd Barzanî über den Wunsch der Êzîden und bestätigt ihn.

Mîr Tahsîn: „Richte kek Mesûd meine Grüße aus, sollte unserem Wunsch nachgekommen werden, sind wir zufrieden. Wir sind Kurden, können aber nicht auf unsere religiösen Rechte verzichten, es besteht die Gefahr, dass wir in Probleme geraten“

S. Barzanî bestätigt wieder. Mesûd Barzanî warnt indes die irakischen Vertreter mit dem Abbruch der Gespräche, sofern die Êzîden nicht in der neuen irakischen Verfassung genannt werden würden. Mîr Tahsîn bedankt sich ein weiteres Mal und fügt hinzu:

Mîr Thasîn: „Aber lasst uns ja nicht im Stich! Wir sind eine große Kraft für euch (für die Autonome Region Kurdistan). Wenn ihr uns im Stich lasst, lassen wir euch im Stich (lacht).“
Das Gespräch endet.

Am Ende wurde der Name der Êzîden als religiöse Minderheit in der neuen irakischen Verfassung verankert und somit zumindest formell das Recht der Êzîden sichergestellt. Und das am letzten Tag der Ausarbeitung der neuen irakischen Verfassung.

„SECTION ONE: FUNDAMENTAL PRINCIPLES

Second: This Constitution guarantees the Islamic identity of the majority of the Iraqi people and guarantees the full religious rights of all individuals to freedom of religious belief and practice such as Christians, Yazedis, and Mandi Sabeans“

êzîdîPress, 26.09.13
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