Sheikh Shamo (privat)
Sheikh Shamo (privat)

[J]erewan. Der êzîdîsche Abgeordnete des kurdischen Parlaments in Erbil, Sheikh Shamo, ist anlässlich der Völkermordgedenktage nach Armenien gereist und hat damit für großen Unmut innerhalb der êzîdîsch-armenischen Gemeinschaft gesorgt. Über armenische Medienportale äußerten Vertreter der Êzîden in Armenien ihre Unzufriedenheit über den Besuch des PDK-Politikers.

Shamo, heißt es in ihrer Erklärung, trüge aufgrund seiner Politik gegenüber der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) Mitschuld am ezidischen Genozid durch den Islamischen Staat in der Shingal-Region. „Ein Mann, der schuldig an einem Völkermord an Êzîden im Irak ist, ist der Solidaritätsbekundung nicht fähig“, lautet die Position der armenischen Êzîden. Dem PDK-Politiker eilt der Ruf voraus, im großen Stil in Korruption verwickelt zu sein, weshalb er nicht zuletzt auch deshalb als von der PDK geschmiert gilt. 

Bei den vergangenen Wahlen musste er seinen Listenplatz zunächst aufgrund der Frauenquote räumen. Weil erstmals kein Êzîde im kurdischen Parlament vertreten war, protestierten die Êzîden weltweit. Die PDK reagierte und hievte einen ihrer loyalen êzîdîschen Parteimitglieder ins Parlament, Sheih Shamo.

Mit einem skandalösen Interview erzürnte er die Êzîden vergangenen August 2014 dann vollends gegen sich: Die Êzîden und Shingal sollen stolz sein, dass dank ihnen die internationale Weltgemeinschaft nun der kurdischen Regierung hilft, erklärte Shamo.

Dieselbe Weltgemeinschaft, die er in einem weiteren Interview mit Rûdaw des „internationalen Komplottes“ gegen die Regierungspartei der PDK in Shingal beschuldigt, nachdem schwere Vorwürfe gegen das Verhalten der PDK und die Flucht der Peshmerga in der Shingal-Krise erhoben wurden. Den êzîdîschen Flüchtlingen und Überlebenden, die von einem Verrat durch die Peshmerga sprachen, warf er „Sünde“ vor. Er selbst lebte zu dem Zeitpunkt der Ereignisse im sicheren Norden.

„Die Vorkommnisse in Shingal haben mit all dem nichts zu tun. Es war […] ein großes Spiel. Die Hände internationaler Staaten waren hieran beteiligt. Es ist ein großes Spiel gegen Kurdistan, die Schuld an dem Überfall aber ist alleine zu Lasten der PDK gefallen“, so Shamo im selbigen Interview mit der kurdischen Medienagentur Rûdaw.

Milizen der PDK flüchteten am 03. August 2014, zum Zeitpunkt des IS-Vormarschs in den Irak, aus der Shingal-Region und überließen die Eziden ihrem Schicksal.

Die Mehrheit der êzîdîschen Gemeinschaft wirft Sheikh Shamo parteiorientierte Politik vor, mit der er weder die êzîdîschen Interessen noch die êzîdîsche Gemeinschaft vertritt. Sein Besuch in Armenien und die darauffolgenden Reaktionen machen dies erneut deutlich. In Armenien leben dem Zensus von 2011 zufolge über 35.000 Êzîden und stellen damit die größte ethnische Minderheit im Land.

Shamo wurde von oppositionellen Êzîden nach Armenien eingeladen. Zwischen diesen und der Mehrheit der êzîdîschen Gemeinschaft in Armenien schwelt seit Jahrzehnten ein Streit.

Während des Völkermordes ab 1915 durch die Jungtürken wurden neben Armeniern, Assyrern, Aramäern und Griechen auch tausende Êzîden ermordet. Die gemeinsamen Gedenktage sind für Armenier und Êzîden von großer Bedeutung. Am Denkmal von Zizernakaberd trauern Êzîden und Armenier alljährlich gemeinsam und gedenken der getöteten Menschen.

© ÊzîdîPress, 20. April 2015