1024px-United_Nations_Human_Rights_Council_Logo[D]ie Vereinten Nationen haben in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Terrormiliz „Islamischer Staat“ Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit an der Minderheit der Yeziden im Irak vorgeworfen. Der Bericht beruft sich auf dutzende Augenzeugen und Überlebende. Die Tötung hunderter Yeziden sei darauf ausgerichtet, die Yeziden „als Gruppe zu vernichten“, erklärt das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte. Das Hochkommissariat fordert daher den UN-Menschenrechtsrat auf, im UN-Sicherheitsrat für eine strafrechtliche Verfolgung einzutreten, die unter anderem auch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag umfasse.

Die gezielte Tötung, die massenhafte Entführung und Vergewaltigung an Frauen, die schweren körperlichen und seelischen Schäden, das Überführen und die Zwangsrekrutierung von Kindern sowie die Zwangskonvertierung von Yeziden tragen Züge eines Völkermordes, heißt es in dem Bericht.

Die Terrormiliz IS hat am 3. August 2014 alleine in dem yezidischen Dorf Qani in Shingal in einem einzigen Zwischenfall 80 Männer getötet, wie Überlebende des Massakers berichten. Im Dorf Kocho massakrierten IS-Terroristen Mitte August mind. 700 yezidische Männer, die sich zuvor weigerten zum Islam zu konvertieren. Zeuge des Massenmordes ist ein Überlebender, der von dem Vorfall in Kocho berichtet, die mit Angaben weiterer Überlebender übereinstimmen. Über 5.000 Yeziden wurden vom IS getötet, weitere tausende Frauen und Kinder entführt, wie die UN in einem früheren Bericht dokumentierte.

Zudem verübt die Terrormiliz IS sexuelle und geschlechterspezifische Gewalt an yezidischen Frauen. Als die Terrormiliz im August das Hauptsiedlungsgebiet der Yeziden Shingal im Nord-Irak überfällt, verschleppt sie hunderte Frauen als „Kriegsbeute“, die sie als ihr „Eigentum“ betrachtet, heißt es in dem UN-Bericht. Zahlreiche yezidische Frauen, die aus der Gefangenschaft entkommen konnten, berichten von „Tötungen, weitreichender und systematischer Versklavung, einschließlich dem Verkauf von Frauen, Vergewaltigung und der sexuellen Versklavung“ sowie der erniedrigenden Behandlung von Frauen und Kindern. Viele der befragten Frauen waren zudem in der Lage, die Herkunft der IS-Terroristen zu identifizieren.

Aus IS-Gefangenschaft befreite yezidische Kinder berichten von Zwangsrekrutierung von 8 bis 18 jährigen Kindern, die der IS als Kindersoldaten einsetzt, was sowohl „internationale Menschenrechte, internationales Strafrecht und humanitäres Völkerrecht“ verletze, so die UN.

Im August entführte der IS tausende Yeziden aus Shingal, darunter zahlreiche Kinder. In einem Interview mit UN-Beauftragten berichtet ein yezidisches Kind, wie Jungen im Alter von 8 bis 15 von ihren Mütter getrennt und in verschiedene Landesteile des Iraks und Syrien verschleppt wurden, darunter in eine Schule in Tal Afar (wenige Kilometer östlich von Shingal) sowie in den Außenbezirken der IS-Hochburg Raqqa in Syrien. Dort erhielten die Kinder ein militärisches und religiöses Training, die zuvor zwangskonvertieren mussten.

„Die militärische Ausbildung dauerte von 13 Tagen bis drei Wochen und beinhaltete das Laden und Entladen einer Waffe, das Schießen mit scharfer Munition sowie dem Start kleiner und mittelgroßer Raketen“, heißt es in dem Bericht des UN-Hochkommissariats. Auch mussten sich die Jungen Videos von Enthauptungen ansehen.

Zudem habe die Terrormiliz IS an weiteren religiösen und ethnischen Minderheiten, unter anderem Schiiten und Christen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt. Aber auch der irakischen Armee wirft die UN Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen vor. Der Irak wird aufgefordert, dass Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs zu ratifizieren, um eine Verfolgung vor dem IStGH zu ermöglichen.

© ÊzîdîPress, 19. März 2015