Şırnak. Wegen vermeintlicher Terrorprogaganda hat ein türkisches Gericht im Osten des Landes neun Bücher verboten. Darunter eines der bedeutendsten wissenschaftlichen Werke über die Êzîden. Das Buch „God and Sheikh Adi are perfect“ des renommierten und mittlerweile emeritierten Iranistikers Prof. Kreyenbroek der Universität Göttingen und Dr. Khalil Jindy wurde unter dem Verweis auf die türkischen Antiterror- und Pressegesetze verboten.

Das Urteil, das bereits im September letzten Jahres gefällt wurde, wurde dem Herausgeber der Übersetzung des kurdischen Verlages „Avesta“, Abdullah Keskin, erst jetzt zugestellt. Keskin verurteilte die Verbote und äußerte seinen Unmut über das Urteil. Es sei nicht zu verstehen, was wissenschaftliche Werke mit „Terrorismus“ zutun hätten, erklärt er gegenüber der Zeitung Duvar.

Hintergrund ist eine Razzia türkischer Sicherheitskräfte bei zwei vermeintlichen PKK-Anhängern, in deren Wohnungen die nun indizierten Bücher vorgefunden wurden. Ein Gericht in der Provinz Şirnak ordnete daher die Beschlagnahmung an und verbot später den weiteren Druck, die Distribution sowie den Verkauf der Bücher, da diese „terroristische Propaganda verbreiten“ würden. Auch der Besitz sowie das Lesen der Bücher steht unter Strafe.

Das Werk „God and Sheikh Adi are perfect“ befasst sich ausschließlich wissenschaftlich mit der êzîdîschen Religion und enthält vor allem eine Sammlung religöser Texte und mündlicher Überlieferungen. Auch ein Buch über den Anfal-Genozid an den Kurden wurde mit derselben Begründung verboten, obwohl das Buch keinerlei Bezug zur türkischen Politik aufweist.

© ÊzîdîPress, 14. Mai 2018