Êzîdîsche Flüchtlinge auf dem Weg zur bulgarischen Grenze
Êzîdîsche Flüchtlinge auf dem Weg zur bulgarischen Grenze


Istanbul. Die êzîdîschen Flüchtlinge, die in den vergangenen Tagen versuchten die bulgarische Grenze im Westen der Türkei zu erreichen und in Istanbul gestrandet waren, werden nun zurück in die Flüchtlingslager gebracht. Gestern Abend kam es zu Konfrontationen mit türkischen Sicherheitskräfte, als diese die Flüchtlinge mit Zwang in Busse zu drängen versuchte. Auch heute Mittag setzten sich die Auseinandersetzungen fort.

Über 1.500 Êzîden erreichten den Busbahnhof in Istanbul und versuchten zur westtürkische Grenzstadt Edirne zu gelangen. Weitere Hunderte machen sich ebenfalls von Diyarbekir aus auf den Weg, wurden von der türkischen Gendamerie jedoch aufgegriffen und mussten umkehren. Die bulgarische Botschaft als auch der UNHCR-Flüchtlingsbeauftragte machten jedoch klar, dass eine Einreise der Êzîden aufgrund fehlender Reisepässe und Identitätsausweisen ausgeschlossen ist. Nach Gesprächen mit HDP-Politikern, darunter die êzîdîsche Parlamentsabgeordnete Feleknas Uca, die die Êzîden in Istanbul zudem mit Wasser und Nahrung versorgten, war die Mehrheit der Flüchtlinge schließlich bereit umzukehren.

Êzîdîsche Flüchtlinge am Busbahnhof in Istanbul
Êzîdîsche Flüchtlinge am Busbahnhof in Istanbul

Die Flüchtlinge werden jedoch nicht zurück in ihre ursprünglichen Lager nach Diyarbekir gebracht, sondern in vom türkischen Staat kontrollierte Flüchtlingslager in der Region Nusaybin. Dagegen wehrten sich die Flüchtlinge, jedoch ohne Erfolg. In Midyat etwa hinderte die Militärpolizei bereits in den vergangenen Tagen die Flüchtlinge daran, die Lager zu verlassen.

HDP-Politiker versuchen derzeit eine politische Lösung zu finden. „Wir fühlen uns wie Tiere in einem Käfig“, erklärte ein Flüchtlinge die Situation. Im Irak und in der kurdischen Region fordern Aktivisten und êzîdîsche Politiker verstärkt die nach wie vor vom „Islamischen Staat“ kontrollierten Gebiete der Êzîden möglichst bald zurückzuerobern. Vor allem sei es in der Türkei darum gegangen, auf die weiterhin prekäre Situation aufmerksam zu machen, erklärten Aktivisten später.

© ÊzîdîPress, 29. Juni 2015