Heydar Shesho, Oberkommandeur der HPÊ, hisst am neuen Stützpunkt die Widerstandsflagge der Êzîden (Januar, 2016)
Heydar Shesho, Oberkommandeur der HPÊ, hisst am neuen Stützpunkt die Widerstandsflagge der Êzîden (Januar, 2016)

Sherfedin. Die Verteidigungskraft Êzîdxan (HPÊ) unter der Führung von Oberkommandeur Heydar Shesho hat in Shingal-Stadt einen weiteren Stützpunkt errichtet. Der Oberkommandeur hisste am neuen Gebäude der HPÊ in der Innenstadt die êzîdîsche Widerstandsflagge und eröffnete die strategische Zentrale der HPÊ sowie der Shingal-Allianz.

Ein weiterer Stützpunkt der HPÊ befindet sich an der Pilgerstätte Sherfedîn. In der Schlacht um Sherfedîn verteidigten unter anderem Kämpfer der HPÊ monatelang unter der Führung von Heydar Shesho die Pilgerstätte erfolgreich gegen die Angriffe des „Islamischen Staates“.

Die südkurdische Regierung unter Mesûd Barzanî (PDK) bekämpft die êzîdîsche HPÊ-Einheit sowie ihre Flagge vehement. Im April 2015 verhafteten Sicherheitskräfte der PDK mit direktem Befehl Mesûd Barzanîs den HPÊ-Oberkommandanten Heydar Shesho und hielten ihn tagelang fest. Auch die deutschen Behörden schalteten sich in den Fall ein, da Shesho deutscher Staatsbürger ist. Die PDK-Regierung forderte die Auflösung der Einheit, ein politisches und militärisches Betätigungsverbot für Heydar Shesho und den zweiten Oberkommandeur Dawid Cindî sowie die Ausreise Sheshos.

Nach der Befreiung der Stadt Shingal verleugnete Barzanî die maßgebliche Beteiligung der HPÊ sowie weiterer Einheiten in Shingal, ohne deren Kampf eine Rückeroberung der Stadt nicht möglich gewesen wäre. Auch das Hissen der êzîdîschen Widerstandsflagge wurde verboten. Insbesondere Kämpfer der PKK rieben die IS-Terroristen innerhalb der Stadt Shingal in einem über Monate hinweg tobenden Häuserkampf völlig auf. Westlichen und regionalen Journalisten wurde die Beobachtung der Offensive nur in Einbettung in Peshmerga-Verbände erlaubt.  In der Stadt herrscht seitdem ein erbitterter Machtkampf.

Die HPÊ ist neben der Widerstandseinheit Shingals (YBŞ) die zweite Kampfeinheit der Êzîden in Shingal, die in Folge des Völkermordes in Shingal gegründet wurde. Nachdem die rund 11.000 in Shingal und Umgebung stationierten Peshmerga-Soldaten während des IS-Ansturms flüchteten, verteidigten êzîdîsche Freiwillige monatelang die Zivilisten im Gebirge. Erst nach über vier Monaten, im Dezember 2014, marschierten erstmals wieder Peshmerga in den Norden der Region.

Im vergangenen Jahr schlossen sich beide êzîdîschen Einheiten zusammen und gründeten die Shingal-Allianz.

© ÊzîdîPress, 14. Januar 2016