Straßensperre der PDK-Sicherheitskräfte auf der Straße in die Gemeinde Sinune in Shingal (1. Mai 2017/Matthew Barber)
Straßensperre der PDK-Sicherheitskräfte auf der Straße in die Gemeinde Sinune in Shingal (1. Mai 2017/Matthew Barber)


Sinunê. Die Situation in der nordirakischen Region Shingal hat sich in den vergangenen Tagen erneut verschärft. Sicherheitskräfte (Asayish) der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) haben im Norden der Region den Zugang zur Gemeinde Sinunê faktisch versperrt. In der Gemeinde errichteten die PDK-Asayish eine Straßenkontrolle sowie mehrere Kontrollpunkte. Die Gemeinde wird derzeit als Verwaltungssitz der Region Shingal genutzt.

Alle Personen, vor allem êzîdîsche Familien, die von der Kleinstadt Khanasor in die Gemeinde Sinune oder in die entgegengesetzte Richtung fahren möchten, müssen sich vorher bei der Asayish-Zentrale anmelden und sich eine spezielle Genehmigung erteilen lassen. Die Genehmigung, die sie an den Checkpoints vorzeigen müssen, bestätigt, dass es sich bei den Reisenden um eine lokal ansässige êzîdîsche Familie handelt. Was sich wie eine normale Sicherheitskontrolle anhört, ist der Versuch, die von der rivalisierenden PKK-Partei und der êzîdîschen Widerstandseinheit YBŞ kontrollierte Kleinstadt Khanasor zu isolieren und Druck auf die êzîdîschen Zivilisten auszuüben.

Die PDK-Sicherheitskräfte haben es vor allem auf Familienangehörige von YBŞ-Kämpfern abgesehen. Bei den Kontrollen der PDK in Sinunê werden Êzîden, deren Familienmitglieder innerhalb der YBŞ aktiv sind, festgenommen. Die Weiterfahrt wird ihnen verwehrt. Dies betrifft praktisch alle Familien, die zwischen Khanasor und Sinunê pendeln, um etwa auf dem Markt in Sinunê Lebensmittel zu kaufen. Mit der Maßnahme übt die PDK weiteren Druck auf die êzîdîschen Zivilisten aus, die sich aus Furcht vor einer Festnahme ohnehin nicht bei den PDK-Checkpoints melden und eine Fahrt zum Markt nach Sinunê meiden.

Tatsächlich wird so in dem seit Dezember 2014 befreiten Norden der Shingal-Region eine militärische Sperrzone errichtet. Zuvor ließ die PDK von ihren Sicherheitskräften Straßenblockaden errichten, um YBŞ-Angehörige bei der Einfahrt in die Gemeinde Sinunê zu hindern. Die YBŞ verfügt auch im Westen der Gemeinde Sinunê über eine Basis, von der sie durch die Maßnahmen der PDK abgeschnitten werden soll. Drei YBŞ-Kämpfer wurden am 1. Mai von der PDK in Sinunê festgenommen. Die Führung der YBŞ sprach von Willkür.

Nahe Khanasor kam es Anfang März zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der PKK/YBŞ und PDK-Peshmerga, bei denen insgesamt sieben Kämpfer auf Seiten der PKK/YBŞ getötet wurden. Die neuen Spannungen verschärften die ohnehin angespannte Situation, die erneut in gewaltsame Zusammenstöße münden könnte, wie Beobachter befürchten.

© ÊzîdîPress, 06. Mai 2017