Til Ezêr. Irakische Streitkräfte sind im Nordirak erneut auf ein Massengrab mit Opfern der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gestoßen. In der nord-irakischen Region Shingal habe man ein Massengrab mit etwa 70 êzîdîschen Opfern entdeckt, teilte ein General der irakischen Armee gegenüber irakischen Medien mit. Weitere Angaben zu Geschlecht und Alter der Opfer konnten bisher keine gemacht werden.

Das Massengrab sei nahe dem êzîdîschen Dorf Til Ezêr (arab. Qahtaniyah) im Süden des Gebirges entdeckt worden. Til Ezêr gehört in Shingal zu den südlichsten êzîdîschen Dörfern, wo die IS-Terrormiliz ihren Völkermord im August 2014 begannen. Die Überreste seien zur Identifizierung in die Gerichtsmedizin in Mossul gebracht worden, wie der irakische General Muhammad al-Bajari erklärte.

Immer wieder wurden in den vergangenen Monaten Massengräber in der êzîdîschen Region entdeckt. Nachdem der IS aus dem Gebiet vertrieben wurde, konnten auch die letzten besetzten Dörfer im Süden befreit werden. Dort hatte die IS-Schergen mitunter am grausamsten gewütet. In der gesamten Shingal-Region konnten bisher über 60 Massengräber mit tausenden Opfern der IS-Terrormiliz entdeckt werden.

Am 3. August 2014 überrannte die IS-Terrormiliz das Hauptsiedlungsgebiet der êzîdîschen Minderheit in der nord-irakischen Region Shingal und verübte einen Völkermord an der Bevölkerung. Etwa 10.000 Êzîden fielen dem Genozid direkt zum Opfer, wie eine erste Studie der renommierten Londoner LSE Universität zeigt. Rund 2,2% der êzîdîschen Bevölkerung wurden der Studie nach getötet oder verschleppt. 400.000 weitere mussten aus ihrer Heimat fliehen. Rund 7.000 hauptsächlich êzîdîsche Frauen und Kinder wurden gefangen genommen, versklavt und systematischer sexueller Gewalt ausgesetzt. Ziel des IS sei es, die „Jesiden als Gruppe zu vernichten“ so UN-Ermittler. Das Europäische Parlament, die UN-Menschenrechtskommission sowie zahlreiche Staaten, darunter die USA, Frankreich und Großbritannien, haben die Verbrechen des IS gegenüber den Êzîden als Völkermord anerkannt. Mit der anhaltenden Gefangenschaft von schätzungsweise 2.500 bis 3.000 Frauen und Kindern handelt es sich um einen bis heute fortgesetzten Völkermord, wie die UN mehrfach erklärte.

© ÊzîdîPress, 04. Februar 2018