Shingal-Stadt. Lokale Êzîden und bewaffnete PMU-Kräfte haben am Mittwoch die Rückkehr der abgesetzten PDK-Administration in die nordirakische Region Shingal verhindert. Die vor einem Jahr abgesetzten Funktionäre der kurdischen PDK-Partei versuchte heute nach einem Abkommen mit der irakischen Regierung die politische Führung in der Shingal-Region erneut zu übernehmen. Der Konvoi wurde am Checkpoint in Shingal-Stadt jedoch gestoppt und die Weiterfahrt untersagt. Details des Abkommens sind bisher nicht bekannt.

In einem unerwarteten Schritt hat die irakische Regierung sich offenbar mit der kurdischen Regierung im Nordirak über eine Rückkehr der alten Verwaltungsfunktionäre geeinigt. Die PDK-Politiker, darunter der selbsternannte Bürgermeister der Stadt Shingal, Mahma Khalil, wurden im Oktober letzten Jahres von irakischen und êzîdîschen Truppen abgesetzt. Khalil und die Peshmerga flohen nach der Einnahme der Shingal-Region durch irakische Truppen nach Duhok. Von PDK-nahen Medien begleitet machte sich der Konvoi heute auf den Weg nach Shingal-Stadt.

Saib Khidir, êzîdîscher Abgeordneter des irakischen Parlamentes, kritisierte den Schritt. Die Wiedereinsetzung der alten Administration erfolge gegen den Willen der êzîdîschen Bevölkerung und sei der falsche Weg, um mit den Problemen der Regionen umzugehen, so Khidir. Das Abkommen sei „unakzeptabel“. Der politische Wille der êzîdîschen Bevölkerung müsse sich auch in der Administration der Region wiederspiegeln, teilte der Abgeordnete mit.

Unklar bleiben die Details des Abkommens, vor allem welche Vorteile die irakische Regierung im Gegenzug zieht. Es bleibt zudem fraglich, inwiefern die irakische Regierung nun auf die Blockade der Êzîden reagieren wird. Seit Oktober letztens Jahres steht die Shingal-Region unter der vollen militärischen Kontrolle des Iraks. Auch bei einer Rückkehr der alten Administration ist es unwahrscheinlich, dass die êzîdîsche Bevölkerung die politische Führung durch die PDK akzeptieren wird. Eine Rückkehr der Peshmerga ist in dem Abkommen offenbar nicht geplant. Ohne diese wird sich die PDK-Administration in Shingal im Falle einer tatsächlichen Rückkehr aber nicht behaupten können.

Die êzîdîsche PMU-Führung sowie die Führung der HPÊ in Shingal haben sich bisher nicht zu den Ereignissen geäußert.

© ÊzîdîPress, 31. Oktober 2018