Älmhult. In der schwedischen Kleinstadt Älmhult ist ein Streit zwischen Tschetschenen und Êzîden eskaliert. Am 17. Juli vergangenen Jahres*, so berichten schwedische Medien, seien bis zu 50 Tschetschenen in ein Restaurant der Êzîden gestürmt und traktierten diese mit Messern und anderen Waffen schwer. Bilder der Tat wurden unter anderem von der schwedischen Zeitung „The Express“ veröffentlicht. Die Verantwortlichen wurden von einem schwedischen Gericht nun freigesprochen, weil aufgrund der Vielzahl der Täter nicht hinreichend belegt werden konnte, wer tatsächlich an den strafrechtlichen Handlungen teilgenommen habe, so die Begründung des Gerichts. Der Freispruch ist in der Besonderheit des schwedischen Strafrechtsystems begründet.

Der Angriff auf die Êzîden sei ein Rachefeldzug gewesen, nachdem zwischen zwei Jugendlichen zuvor ein gewaltsamer Streit ausgebrochen war, sagte die Staatsanwaltschaft. Die Tschetschenen hätten sich nach dem Gebet zunächst vor einer Moschee in Älmhult versammelt und seien anschließend mit weiteren Tschetschenenin einem Konvoi von zehn Fahrzeugen zusammengekommen. Bis zu 50 Tschetschenen hätten sich schließlich vor dem Restaurant des Êzîden versammelt und drohten diesem unter islamistischen Rufen mit Gewalt. Dieser kontaktiert die Polizei und flüchtet in ein weiteres Restaurant eine Verwandten in der selben Straße. Der tschetschenische Konvoi umstellt schließlich auch die zweite Pizzeria. Während einige der Angreifer vor der Tür warteten, seien andere mit Messern bewaffnet in das Restaurant gestürmt und hätten den Inhaber sowie einen weiteren Êzîden vor den anwesenden Gästen zusammengeschlagen und ihnen dabei unter anderem Messer an den Hals gedrückt, wie Zeugen gegenüber der Polizei erklärten. Die beiden Êzîden erlitten schwere Verletzungen am Kopf und Körper und mussten notärztlich versorgt werden.

Die Tschetschenen hätten sich selbst als IS-Anhänger bezeichnet, so die Polizei. Die schwedische Polizei stuft den Angriff daher als religiös motiviertes Hassverbrechen mit Mordabsicht ein. Ähnliche Zusammenstöße zwischen Tschetschenen und Êzîden hat es in den vergangenen Jahren auch in Deutschland gegeben. Überprozentual viele Tschetschenen haben sich im Irak und Syrien der IS-Terromiliz angeschlossen und sympathisieren in großer Zahl auch in Europa mit der Terromiliz.

Die Täter fliehen zunächst in verschiedenen Autos. Die von Augenzeugen informierte Polizei kann kurze Zeit später neun der Männer festnehmen und stellt blutverschmierte Messer sowie Kleidung sicher.

Später zogen die êzîdîschen Opfer ihre Aussagen gegenüber der Polizei zurück. Zu den Gründen machten die Opfer keine weiteren Angaben.

© ÊzîdîPress, 05. Januar 2018

* Der Vorfall ereignete sich entgegen der ersten Version dieses Artikels nicht im Januar 2018, sondern am 17. Juni 2017. Die Aktualität ergibt sich aus dem Freispruch für die Angeklagten durch ein schwedisches Gericht am 4. Januar 2018.