Soldaten der türkischen Armee (RBC)
Soldaten der türkischen Armee (RBC)


Bashiqa. Das türkische Militär hat am Freitagabend eine Basis im Nordirak errichtet. Ein ÊP-Korrespondent bestätigte die Ankunft von über 130 türkischen Soldaten und Kommandeuren, die ihre Basis in der von Christen und Êzîden geprägten Gemeinde Bashiqa errichtet haben. Ein Batallion des türkischen Militärs überquerte den Informationen nach die irakisch-kurdische Grenze. Bashiqa liegt unweit der irakische Metropole Mossul, einer Hochburg der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Die beiden êzîdîsch geprägten Gemeindekomplexe Bashiqa und Bahzan nordöstlich von Mossul stehen seit Monaten unter der Kontrolle der Terrormiliz IS.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf US-Sicherheitskreise, dass die Stationierung der türkischen Soldaten nicht im Rahmen der Anti-IS-Koalition erfolgt sei. Die Koalition sei jedoch im Vorfeld über die Bewegung informiert worden. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass die türkische Regierung sich mit der kurdischen Führung geeinigt hat. Schon in der Vergangenheit bildeten türkische Spezialeinheiten der berüchtigten „Bordo Bereliler“, die unter Kurden aus der Türkei als „Kurden-Schlächter“ gelten, Peshmerga aus. Die kurdische Regierung unter der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) pflegt enge wirtschaftliche Kontakte zur Türkei. Nicht selten riefen ihr nahestehende Medien und Personen zur Wahl der Erdogan-Partei AKP auf.

Gegenüber ÊzîdîPress äußerten sich êzîdîsche Vertreter zur Ankunft der türkischen Soldaten kritisch. Die Errichtung der türkischen Basis richte sich „gegen jegliche Vernunft“, so etwa ein êzîdîscher Peshmerga-Soldat, der namentlich nicht genannt werden möchte. In der jüngeren Vergangenheit bombardierte die türkische Luftwaffe Stellungen der PKK im Nordirak. Dort, wo auch tausende êzîdîsche Flüchtlinge von PKK-Kämpfern gerettet und in der Region Zuflucht gefunden hatten. „Wo waren die Bomben und Soldaten der Türkei im August, als DAESH [arab. Akronym für IS; Anm. d. Red.] uns überrante?“, kritisierte eine êzîdîsche Frau, die aus der Shingal-Region flüchten musste.

Seit Wochen toben zwischen dem türkischen Militär und kurdischen Widerstandskämpfern der PKK in den kurdischen Städten im Osten der Türkei schwere Kämpfe. Zahlreiche Zivilisten sind dabei bereits ums Leben gekommen.  Mehrere Städte wurden vom türkischen Militär abgeriegelt, die Bevölkerung belagert.

Weitere Hintergründe sind bisher nicht bekannt. Offiziellen Angaben nach soll das türkische Militär kurdische Peshmerga ausbilden.

© ÊzîdîPress, 30. November 2015