Leiche einer êzîdîschen Frau im Gebirge von Shingal | ÊP
Leiche einer êzîdîschen Frau im Gebirge von Shingal | © êzîdîPress

Shingal (Irak) – „Überall auf den Straßen, in den Hängen des Gebirges und Dörfern liegen Leichen. Teilweise sind sie stark verwest, identifizieren können wir sie nicht“, berichten zwei êzîdîPress Korrespondenten in Shingal. Beide haben es gewagt, in die weiterhin vom Islamischen Staat (IS) kontrollierten Gebiet in Shingal einzudringen.

„Hunderte Leichen liegen hier, an mehreren Stellen des Dorfes hat man sie einfach auf einen Haufen geschmissen. Wir sind vom südlichen Teil des Gebirges hinunter und schon auf den Hängen sahen wir dutzende Leichen. Einige erschossen, die anderen wohl verdurstet. Vor allem ältere Menschen, Frauen und Männer, die es nicht bis zum Gebirge selbst geschafft haben. Und die Alten, die in den Dörfern verblieben sind und zu schwach zum flüchten waren, liegen tot vor uns“, teilen die Korrespondenten telefonisch der Redaktion mit.

„In den zwei Dörfern, die wir uns ansehen konnten, lagen mindestens weitere 200 Leichen. Nach rund vier Stunden kehrten wir dann über das Gebirge zurück zu den Kämpfern auf der Nord-Seite. Wir waren zwar bewaffnet, aber hätten die Terroristen uns entdeckt, würden auch wir auf einem der Leichenberge landen.“

Die IS-Terroristen haben außerhalb der Dörfer, im westlichen und südlichen Bereich, Stellungen bezogen und konzentrieren sich derzeit darauf, Angriffe der kurdischen Streitkräfte abzuwehren. So war es den êzîdîPress Korrespondenten möglich, in das IS-Gebiet einzudringen und zwei Dörfer zu inspizieren. Aus Sicherheitsgründen sollen die Namen der Dörfer zunächst nicht genannt werden.

Währenddessen haben êzîdîsche Aktivisten damit begonnen, Listen mit den Namen der entführten und getöteten Êzîden zu erstellen. Die Listen werden fast täglich aktualisiert. Dorf für Dorf, Name für Name wird alles akribisch dokumentiert, berichtet von Augenzeugen aus den Dörfern.

êzîdîPress, 4, Sept. 2014