Boris Osmanyan
Boris Osmanyan

Karabach. In dem kürzlich eskalierten Konflikt um die Berg-Karabach Region zwischen Armenien und Aserbaidschan wird ein êzîdîscher Soldat der armenischen Armee vermisst. In der Nacht vom 1. auf den 2. April kam es zu Gefechten zwischen armenischen und aserbaidschanischen Truppen, in deren Verlauf nach eigenen Angaben mindestens 20 armenische Soldaten getötet und über 70 verletzt wurden, wie das Verteidigungsministerium am Montagabend mitteilte. Von 26 weiteren armenischen Soldaten fehlt jede Spur, unter ihnen ist auch der êzîdîsche Soldat Boris Osmanyan.

Die Einheit Osmanyans kam in der Nacht zum 2. April unter Beschuss. Was dann genau geschah, ist bisher unklar. Die Eltern Osmanyans versuchten ihren vermissten Sohn vergeblich telefonisch zu kontaktieren, wie die Familie ÊzîdîPress mitteilte. Ein aserbaidschanisch sprechender Mann beantwortet den Anruf und erklärte, man habe den 19-jährigen Sohn getötet. Gegenüber der Familie konnte das armenische Verteidigungsministerium die Behauptung jedoch nicht bestätigten.

Osmanyan stammt aus dem Dorf Taronik in der Provinz Armawir. Der Bürgermeister des Dorfes, Armen Khikhatyan, bestätigte dass Osmanyan bis heute als vermisst gilt. Auch seine Bemühungen, den Aufenthalt Osmanyans in Kenntnis zu bringen,  seien erfolglos geblieben, teilte Khikhatyan telefonisch ÊzîdîPress mit. Es gäbe weder Hinweise zum Aufenthaltsort noch Informationen darüber, ob Osmanyan am Leben sei.

Am 2. April kam bereits der 19-jährige Êzîde Karam Sloyan ums Leben, der ebenfalls als armenischer Soldat diente. Sein Leichnam wurde von aserbaidschanischen Soldaten geschändet und enthauptet. Auf sozialen Netzwerken wurden sowohl Videos als auch Bilder aserbaidschanischer Soldaten veröffentlicht, auf denen die Soldaten mit dem abgetrennten Kopf Sloyans posieren.

Die Êzîden sind mit einem Bevölkerungsanteil von rund 1,3% die größte ethnische Minderheit Armeniens. Im Jahr 2012 anerkannte der armenische Staat die ethno-religiöse Identität der Êzîden. Zwischen Armeniern und Êzîden besteht eine historische Freundschaft. Beide kämpften gemeinsam während des Völkermordes an den Armeniern gegen die Jungtürken.

© ÊzîdîPress – Boris Murazi, 05. April 2016