Êzîdîsche Flüchtlinge in der Türkei machen während des Besuchs von Angelina Jolie auf die existenzbedrohende Sitution der Minderheit im Irak aufmerksam (AA)
Êzîdîsche Flüchtlinge in der Türkei machen während des Besuchs von Angelina Jolie auf die existenzbedrohende Situation der Minderheit im Irak aufmerksam (Reuters)


Midyat. Hollywood-Star Angelina Jolie hat in der kurdischen Stadt Midyat im Westen der Türkei syrische und êzîdîsche Flüchtlingslager begutachtet. Die Aufmerksamkeit, die die UN-Sondergesandte für Flüchtlinge unweigerlich mit unzähligen Linsen mit sich bringt, nutzten die Flüchtlinge, um ihre Forderungen auf Transparenten und einfachen Zetteln zu verdeutlichen.

„Yeziden haben keine Heimat, keine Rechte und keine Identität im Irak“ und „Immigration, Immigration, Immigration ist unsere Forderung“, erklären die Flüchtlinge aus Shingal. „ISIS tötet uns wegen unserer Religion“, heißt es auf einem weiteren Plakat. Alles Worte, die verdeutlichen sollen, dass vor allem für die êzîdîschen Flüchtlinge eine Rückkehr in ihre Heimat schwer vorstellbar ist. Wer es in die Türkei geschafft hat, sucht den Weg nach Europa. Zurück zum Boden ihrer Dörfer, auf dem die Schergen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ das Blut ihrer Angehörigen vergossen haben, wollen hier die Wenigsten. Andere hingegen warten seit über zehn Monaten auf eine sichere Rückkehr nach Shingal.

Êzîdîsche Flüchtlingskinder in der Türkei erwarten den US-Superstar (Reuters)
Êzîdîsche Flüchtlingskinder in der Türkei warten auf den US-Superstar (Reuters)


Die Flüchtlinge seien ein Teil der Lösung, erklärt Jolie später. Sie sieht in den Flüchtlingen Potenzial, ihre Heimatländer „wieder aufzubauen und zu stabilsieren„. Ob das auch etwa für entrechtete Minderheiten im Irak gilt, bleibt fraglich. Minderheitsrechte spielen in dem schwelenden Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten keine besondere Rolle, trotz verfassungsrechtlich verankerter Grundsätze. Das Land stabilisieren können nur die großen Bevölkerungsgruppen, die sich jedoch selbst seit Jahren in einem blutig Konfessionskrieg befinden. Sicherheit garantieren kann in einem failed-state wie dem Irak kaum eine Macht, aber wenigstens verteidigen wie es die Kurden im Norden tun. Die Angst aber bleibt.

Für rund 30.000 êzîdîschen Flüchtlinge in der Türkei und 400.000 in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak bleibt der Völkermord gegenwärtig: Noch immer befinden sich tausende Frauen, Kinder und Mädchen in der Gewalt der Terrormiliz, während der Großteil ihrer Heimat weiterhin fest unter der Gewalt der Terroristen steht.

© ÊzîdîPress, 22. Juni 2015