Islamisten der ISIS nach ihrem Einfall in Falludscha
Islamisten der ISIS nach ihrem Einfall in Falludscha

Sindschar (Irak) – Nachdem wir von Morddrohungen (Bericht) und Tötungen (Bericht) durch Islamisten der ISIS (Islamischer Staat Irak und Syrien) im êzîdîschen Dorf Dhola im Nord-Irak unweit der syrischen Grenze berichteten, haben die Islamisten damit begonnen tiefer in den Norden des Iraks vorzustoßen. Die irakische Armee sandte Truppen in die Grenzregion, wo derzeit im Dorf Umikhbari und Khazul schwere Gefechte stattfinden.

Nach Angaben unseres Redakteurs in Kurdistan haben die Islamisten bereits die Grenzstadt Rabiaa eingenommen und befinden sich derzeit auf dem Vormarsch nach Shingal. Êzîdîsche Anwohner der Gemeinde Dhola berichten, dass die Kämpfe zwischen der irakischen Armee und den Islamisten bis in die Gemeinde Dhola zu hören seien. Der Ort der Gefechte Umikhbari bzw. Khazul liegt nur rund drei Kilometer vom êzîdîschen Dorf Quche (kurd. Qûçê) entfernt, wo vorgestern drei Êzîden von Islamisten getötet worden sind.

Die êzîdîschen Bewohner der Gemeinde Dhola erheben schwere Vorwürfe gegen die arabische Bevölkerung der Region, die den Islamisten bei ihrem Vormarsch Unterstützung leistet. Sie bieten den Islamisten in ihren Dörfern Zuflucht und helfen ihnen bei der Logistik.

Die Êzîden der Region fürchten, dass die Islamisten die Oberhand gewinnen könnten und anschließend in ihre Dörfern einfallen. Schon in Syrien haben die Islamisten mit den „Ungläubigen“ Êzîden keinerlei Gnade erkennen lassen.

Die Region Sindschar gehört offiziell zum Zentralstaat Irak, in welchem das kurdische Militär der Autonomen Region Kurdistan juristisch eingreifen darf, sofern sie eine Gefahr im Verzug sieht, so wie nach den verheerenden Anschlägen gegen die Êzîden in Shingal im Jahr 2007 geschehen. Bisher blieb eine Intervention der Peshmerga jedoch aus. Ob die irakische Armee den Islamisten standhalten kann ist fraglich, nachdem sie auch in Falludscha Wochen zuvor schwere Niederlagen hinnehmen musste.

In Sindschar selbst herrscht derzeit außerdem ein Kampf zwischen den kurdischen Parteien der PKK und der PDK. Beide verstärkten in den letzten Wochen und Monaten ihren Druck auf die Region und versuchen sich als vorherrschende Kraft zu etablieren. Die kurdische Freiheitsbewegung der PKK nutzt insbesondere die bergige Region als Rückzugsgebiet, seit der offiziellen Erklärung der Waffenruhe zw. der kurdischen Guerilla und dem türkischen Militär.

êzîdîPress, 20.02.14