Jugendkomitee Emmerich hilft êzîdîschen Flüchtlingskindern in Nordkurdistan | privat
Jugendkomitee Emmerich hilft êzîdîschen Flüchtlingskindern in Nordkurdistan | privat

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Emmerich. Als IS-Terrorkommandos das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden Shingal am 3. August im Nordirak stürmen, flüchten über 300.000 Menschen, hauptsächlich Êzîden, die in Shingal einen Bevölkerungsanteil von fast 90% ausmachten. Die meisten konnten in die kurdischen Regionen flüchten, andere, vor allem aus dem Süden, suchten im Gebirge Schutz. Dort gestrandet, wurden sie von den IS-Terroristen eingekesselt. Weil der Übergriff der Terroristen und ihrer ehemaligen sunnitischen Nachbarn so überraschend kam – viele schliefen zu diesem Zeitpunkt noch – flohen die Menschen ohne jegliche Nahrung, Wasser, Kleidung oder anderer ihrer Habseligkeiten mit sich zu führen.

Nun befinden sich rund 450.000 Êzîden und damit die Hälfte der Gesamtpopulation auf der Flucht. Neben den kurdischen Regionen in Südkurdistan suchten zehntausende Flüchtlinge nach ihrer Odyssee auch in den kurdischen Gebieten der Türkei eine sichere Zuflucht. Die türkische Regierung blendet die Flüchtlingsnot der Êzîden bewusst aus, so Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, die erst kürzlich die Situation vor Ort begutachtete. Nur die kurdische Bevölkerung und die kurdische Regionalpolitik versuchen den Flüchtlingen mit ihren bescheidenden Mitteln zu helfen.

Um den in Notlage geratenen Menschen zu helfen, organisieren Jugendliche des Jugendkomitees aus Emmerich selbständig und ehrenamtlich Hilfsaktionen. In den vergangen Wochen sind zwei der Jugendlichen bereits in die Türkei geflogen und haben die Flüchtlinge mit Hilfsgüter versorgt. Nun planen sie weitere Hilfe. Wir haben mit zwei Mitgliedern des Jugendkomitees Ozan Demirli und Cemal Kezer über ihr Engagement gesprochen.

Hediya Kesan und Rojda Sayman sammeln für das Jugendkomitee Emmerich Spenden
Hediya Kesan und Rojda Sayman sammeln für das Jugendkomitee Emmerich Spenden | privat

Wie kam es zur Gründung des Jugendkomitees?

Wir Jugendlichen aus Emmerich planten schon länger ein Jugendkomitee, in dem wir uns untereinander austauschen und für die Erhaltung und den Fortbestand unserer Religion und Kultur einsetzen können. Die Geschehnisse in Shingal haben die Gründung dann beschleunigt, weil wir den großen Handlungsbedarf erkannten. So wollten wir als unabhängige Jugendliche den Vertriebenen helfen und das mit Hilfe aller Mitglieder des Jugendkomitees schnellstmöglich. Praktisch über Nacht stand unser Komitee auf den Beinen und wir begannen mit unseren Aktionen.

Wie genau sammelt ihr die benötigten Gelder für die Hilfsaktionen?

Die Spendengelder werden vor allem von Privatleuten, Firmen und regionale Unternehmen gesammelt. Viele sind sofort bereit uns zu helfen, etwa mit Barbeträgen oder Spendenboxen, die sie in ihren Unternehmen aufgestellt haben. Aber auch mit Spendenveranstaltungen, Mahnwachen und anderen Spendenaktionen, die von unseren Jugendlichen organisiert werden. So konnten wir innerhalb kürzester Zeit rund 26.000€ sammeln. Neben den Geldern sammeln wir auch Sachgüter, die wir mit einem LKW dann in die Flüchtlingslager transportieren. Um alles transparent zu halten, drehen wir Videos unserer Hilfsaktionen vor Ort.

Wir haben Bilder gesehen, auf denen das Jugendkomitee bereits in der Türkei war. Wie habt ihr den Menschen vor Ort geholfen?

In diesem Flüchtlingscamp in Bisiri hat das Jugendkomitee Emmerich Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln sowie Spielzeug für die Kinder gekauft und verteilt | privat
In diesem Flüchtlingscamp in Bisiri hat das Jugendkomitee Emmerich Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln sowie Spielzeug für die Kinder gekauft und verteilt | privat

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Unsere Grundidee von Beginn an war und ist es, dass die Spenden zu 100% den Bedürftigen zukommen. Die Reise- und Unterkunftskosten haben wir daher privat finanziert. Vor Ort mieten wir meist einen kleinen LKW und fahren in die verschiedenen Flüchtlingslager und fragen nach, was derzeit am Nötigsten gebraucht wird. Anschließend machen wir uns auf den Weg in die Stadt und kaufen alle benötigten Hilfsgüter ein. So z.B. Kleidung, Nahrungsmittel, Babynahrung, Windeln oder auch Hygieneartikel.

Und es sind weitere Hilfsaktionen geplant?

Ja, auf jeden Fall. Aktuell befinden sich zwei unserer Jugendlichen in den Flüchtlingslagern um zu helfen. Wir sind derzeit weiterhin mit dem Sammeln von Spenden beschäftigt und überlegen uns täglich neue Möglichkeiten, den Menschen weiterhin helfen zu können. Solange die Menschen leiden, solange werden auch wir unsere Arbeit fortsetzen. Es ist unsere humane Pflicht.

Wie können sich Menschen an euch wenden, die mithelfen möchten?

Entweder über unsere Facebook-Seite oder über unsere E-Mail Adresse Jugendkomiteeemmerich@web.de. Für den direkten Kontakt sind wir telefonisch unter 0173/5241782 zu erreichen. Wir helfen anderen auch dabei, die für unsere Hilfsaktionen ebenfalls Veranstaltungen oder ähnliches organisieren möchten.

Auf diesem Weg möchten wir allen Spendern für ihre tatkräftige Untersützung danken. Auch unseren Mitgliedern, die pausenlos engagiert sind, den Menschen in Not zu helfen.

êzîdîPress, 09. Okt. 2014