Êzîdîsches Mädchen, das aus der Gefangenschaft der IS-Terroristen fliehen konnte
Êzîdîsches Mädchen, das aus der Gefangenschaft der IS-Terroristen fliehen konnte


Auch ein Jahr nach dem Genozid an der êzîdîschen Minderheit im Nordirak, ebben die Schreckensmeldungen nicht ab. Tausende Frauen und Mädchen wurden von der Terrormiliz „Islamicher Staat“ (IS) aus der Region Shingal entführt, versklavt und sind täglich systematischer sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede befreite Êzîdîn berichtet von neuen Gräueltaten der radikalen Terroristen: Vergewaltigungen, Sklaverei, Folter und auch als menschliche Schutzschilde werden sie auf dem Kampffeld missbraucht. Unter ihnen viele minderjährige Mädchen, die bereits mit 9 Jahren an den Händen gefesselt und von den selbsternannten „Gotteskriegern“ vergewaltigt werden.

Ein 11-jähriges êzîdîsches Mädchen soll der britischen Zeitung „The Sun“ nach von IS-Terroristen an ein militärisches Fahrzeug gebunden und als menschliches Schutzschild missbraucht worden sein. Die britische Parlamentsabgeordnete Emma Harriet Nicholson, die Flüchtlingslager im Nordirak besuchte, verglich die Praktiken der Terrormiliz IS mit dem Nazi-Regime. „Die Erzählungen spiegeln die übelsten Erzählungen aus den Konzentrationslagern in Belsen und Auschwitz wieder“, erklärte Nicholson.

Der êzîdîsche Rechtsanwalt und Aktivist Khalil Al-Dakhi, der mit einem Netzwerk bisher Hunderte êzîdîsche Frauen, Mädchen und Kinder aus der IS-Gefangenschaft befreite (ZDF Reportage), berichtet von der 11-jährigen Êzîdîn. Nachdem alte Männer das Mädchen mehrfach vergewaltigt hatten, wurde sie von ihrem „Herren“ an die Motorhaube eines Humvees – gepanzertes militärisches Fahrzeug – gebunden. Der IS-Terrorist fährt anschließend mit ihr auf das offene Schlachtfeld, während das Mädchen um ihr Leben schreit.

Das Mädchen kontaktiert Al-Dakhi telefonisch und befindet sich weiterhin in IS-Gefangenschaft, wie er der Sun berichtet. Aus der Gefangenschaft entkommene Êzîdînnen berichten der britischen Politikerin, dass der IS die Êzîden nach Geschlecht, Alter und Gesundheit separierte – „wie die SS-Schergen in den Konzentrationslagern“, sagt Nicholson.

Khalida, die aus den Fängen des IS entkommen konnte, erzählt von den Verbrechen der Daesh, wie der IS im Arabische genannt wird: „Es sind Dinge, die man nie vergessen wird. Ich hörte wie Daesh selbst Säuglinge êzîdîscher Frauen nahm und sie für £75 (ca. 100€) an IS-Familien verkaufte, die noch ein Kind wollten.“

Bis zu 7.000 êzîdîsche Frauen, Mädchen und Kinder wurden im vergangenen Jahr aus Shingal entführt. Für Tausende geht der Schrecken täglich weiter. Nicholson fordert die Anerkennung der Gräuel als Genozid.

© ÊzîdîPress, 12. August 2015