Erbil. Die kurdische Regierung unter der Führung von Massoud Barzani plant offenbar die Teilung der Shingal-Region. Während eines Treffens in Brüssel habe Barzani den EU-Vertretern eine Karte der geplanten und „echten“ Grenzen für ein unabhängiges Kurdistan im Nordirak vorgelegt. In diesen Gebieten soll auch das geplante Unabhängigkeitsreferendum im September stattfinden, so die PDK-Nachrichtenagentur „basnews“, die ein Bild des Treffens samt Karte veröffentlicht.

Auffällig dabei ist, dass große Teile der Shingal-Region offenbar nicht unter diese neuen Grenzen fallen. So sind weite Teile West- und Süd-Shingals nicht in die Karte eingebunden – Gebiete, die von der PKK bzw. der schiitischen Regierung in Bagdad kontrolliert werden und mit denen sich die PDK-geführte kurdische Regierung im Machtkampf befindet.

Barzani zeigt den EU-Vertretern eine Karte mit einem geteilten Shingal

Eine solche Teilung wurde bisher weder öffentlich kommuniziert, noch den Êzîden selbst mitgeteilt. Die Shingal-Region gehört offiziell zum irakischen Zentralstaat. Sie gilt als eine von mehreren sogenannten umstrittenen Gebieten, über deren Zugehörigkeit zum irakischen Zentralstaat bzw. zur kurdischen Regionalregierung per Volksentscheid entschieden werden soll. Eine solche Wahl hat es bis heute nicht gegeben. Stattdessen scheint sich die PDK-Führung mit einem Teil der Shingal-Region zu begnügen und nimmt dafür die Teilung der Shingal-Region in Kauf, um ihren Machtbereich von den kurdischen Städten Duhok über Zakho aus zu erweitern. Zuvor ließ man verlautbaren, man sei bereit, die Shingal-Region zu einer eigenen Provinz zu machen. Allerdings bevor die schiitischen Milizen den Süden zurückeroberten.

Die Folgen für die êzîdîsche Bevölkerung, die noch immer unter dem anhaltenden Völkermord der Terrormiliz „Islamischer Staat“ leidet, wären gravierend. Neben der angespannten politischen Situation, droht nun die Teilung der Region und damit die Spaltung der êzîdîschen Heimat.

© ÊzîdîPress, 19. Juli 2017