Tausende Êzîden demonstrierten in Bielefeld gegen den IS-Terror . Türkische Spione fotografierten die Demonstration (9. August 2014)
Tausende Êzîden demonstrierten im August 2014 in Bielefeld gegen den IS-Terror. Türkische Spione fotografierten die Demonstration


[H]annover. In der Spionageaffäre der mutmaßlichen türkischen Geheimdienstagenten des MIT sind neue Details bekannt geworden. Ende vergangenen Jahres erließ die Bundesstaatsanwaltschaft Haftbefehle gegen drei Männer und hebte so eine türkische Spionagezelle aus. Unter ihnen auch der hochrangige, frühere Erdogan-Berater Muhammed Taha Gergerlioglu.

Informationen des SPIEGELs nach sollen die Männer unter anderem auch Êzîden ausgespäht und etwa Fotos von einer Demonstration im vergangenen Jahr in Bielefeld gemacht haben. Die Spionagezelle, bestehend aus einem Geflecht von Zuträgern und Informanten, habe Oppositionelle, Êzîden und PKK-Anhänger ausgespäht und überwacht, heißt es.

Die Spähaktion der Êzîden erfolgte offenbar auch vor dem Hintergrund der bevorstehenden Wahlen in der Türkei. Für die pro-kurdische Partei HDP treten mehrere êzîdîsche Kandidaten an. Unter ihnen auch die frühere Europaabgeordnete der Partei Die Linke, Frau Feleknas Uca, der ein Parlamentssitz sicher ist, sollte die HDP die 10%-Hürde überwinden. Die Informationen der Spione wurden womöglich direkt in das Büro des türkischen Präsidenten Erdogan übermittelt, dies legen die bisherigen Informationen nahe.

Präsident Erdogan beleidigte und diffamierte die Êzîden im Jahr 2012, damals noch Ministerpräsident, anlässlich einer Konferenz öffentlich. Er bezeichnete die Êzîden als „Terroristen„, die es zu „erblinden“ gelte.

In der Türkei lebten vor den Flüchtlingswellen nur noch rund 700 Êzîden. Ab den 60er Jahren und besonders ab Mitte der 80er Jahre flüchteten die Êzîden vor Diskriminierung aus der Türkei in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie Asyl erhielten. Heute leben schätzungsweise bis zu 110.000 Êzîden in Deutschland.

Die Bundesstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen die Spione erhoben, die sich in Kürze vor Gericht verantworten müssen. Weitere Details werden in dem Verfahren erwartet.

© ÊzîdîPress, 21. Mai 2015