Êzîdîsche Flüchtlinge im einem improvisierten Flüchtlingslager in Idomeni, Griechenland (Giacomo Sini)
Êzîdîsche Flüchtlinge im einem improvisierten Flüchtlingslager in Idomeni, Griechenland (Giacomo Sini)


Lissabon. Die griechischen Behörden haben das Angebot Portugals zur Aufnahme êzîdîscher Flüchtlinge abgelehnt. Der griechische Migrationsminister Ioannis Mouzalas wirft dem portugiesischen Staat „Diskriminierung“ vor, wie die Nachrichtenagentur AP mitteilt. Griechenland reagiert damit auf einen Beschluss des portugiesischen Parlaments, das am Mittwoch seine Bereitschaft erneuerte, êzîdîsche Flüchtlinge, die den Völkermord der Terrormiliz „Islamischer Staat“ im Nordirak überlebten und auf ihrer Flucht in Griechenland gestrandet sind, aufzunehmen. In der Kabinettssitzung erklärte der portugiesische Abgeordnete Eduardo Cabrita, dass in den folgenden zwei Wochen bereits die ersten 30 Êzîden nach Portugal überführt werden sollen.

Das Parlament in Lissabon erklärte vor Monaten seine Bereitschaft, rund 470 êzîdîsche Flüchtlingsfamilien aus Griechenland im Rahmen eines Sonderprogramms aufzunehmen. Eine solche Aufnahme unter Berücksichtigung der ethnischen Zugehörigkeit sei eine Form der Diskriminierung, argumentieren die griechischen Behörden. Bereits im Juli 2016 beklagte die portugiesische Abgeordnete Ana Gomes, dass Griechenland vorsätzlich die Aufnahme êzîdîscher Flüchtlinge blockiere. Gomes hatte monatelang im portugiesischen Parlament für die Aufnahme der Êzîden geworben.

Nach der Kritik Griechenlands verwiesen portugiesische Politiker unter anderem auf das Sonderprogramm des Landes Baden-Württemberg, das bis zu 1.000 êzîdîsche Frauen und Kinder aufgenommen hat, die aus der Gefangenschaft des IS befreit werden konnten und nun in Deutschland therapiert werden. Cabrita stellte klar, dass trotz des Einwandes Griechenlands an den Plänen festgehalten und noch im selben Quartal weitere 400 êzîdîsche Flüchtlinge nach Portugal eingeflogen werden sollen.

Bis zu 3.000 êzîdîsche Flüchtlinge leben weiterhin unter unwürdigen Bedingungen in griechischen Flüchtlingslagern, viele sitzen seit Monaten fest. Trotz der offensichtlichen Überforderung der griechischen Behörden, adäquate Lösungen zu finden und umzusetzen, lehnt Griechenland das Angebot Portugals ab. Dass es sich gerade bei den êzîdîschen Flüchtlingen, deren Völkermord auch von Griechenland im Rahmen einer EU-Resolution anerkannt wurde, um eine besonders schutzbedürftige Gruppe handelt, scheint der griechische Migrationsminister der linksgerichteten Syriza-Regierung zu ignorieren.

© ÊzîdîPress, 25. Januar 2016