Mit dem Auftreffen der ersten Sonnenstrahlen beginnt für rund 800.000 Êzîden weltweit heute am 15. Dezember einer ihrer bedeutendsten Feiertage: Das Cejna Êzîd-Fest, das zu Ehren Gottes begangen wird und im Zeichen der nahenden Wintersonnenwende steht.

Das Cejna Êzîd (auch Eyda/Îda Êzîd) bildet den Höhepunkt des vergangenen dreiwöchigen Fasten- und Feierzyklus. An diesem Tag feiern die Êzîden das Ende der kurzen Tage und besinnen sich auf den Ursprung ihrer Religion und ihres Volkes zurück. Mit Beginn der Wintersonnenwende werden die Tage und somit die Sonnenstunden länger. Die Sonne gilt den Êzîden als heilig und als sichtbares Symbol Gottes, da ohne die Sonne ein Leben nicht möglich wäre. Das Cejna Êzîd ist daher auch ein Fest der Dankbarkeit. In seiner Bedeutung kann es dem christlichen Weihnachten gleichgestellt werden.

In den traditionellen Siedlungsgebieten versammelten sich die Êzîden an diesem Tag an den lokalen Pilgerstätten um gemeinsam zu feiern. Sobald die ersten Sonnenstrahlen auf die Erde trafen, richteten die Êzîden ihr Gesicht gen Sonne und begrüßten die Sonnenstrahlen mit einem Gebet. Im zentralen Heiligtum der Êzîden, dem Lalish-Tempel im Nordirak, werden an diesem Tag verschiedene Zeremonien abgehalten. Unter anderem werden religiöse Gesänge von einem sogenannten Qewal rezitiert und heilige Lichter, die das Licht der Sonne symbolisieren, im gesamten Tempel entzündet.

Zudem ist das Cejna Êzîd ist auch ein Fest der Zusammenkunft und der Versöhnung. Getrübt wird die feierliche Stimmung wie in den vergangenen Jahren durch den anhaltenden Völkermord.

© ÊzîdîPress, 15. Dezember 2017