Afrin. Radikale, von der Türkei unterstützte syrische Islamisten haben am vergangenen Mittwoch die Kontrolle über ein êzîdîsches Dorf in der Region Afrin übernommen. Zuvor bombardierten türkische Kampfjets mehrere Stellungen der kurdischen Kämpfer in dem Dorf Qastel Jindo und Umgebung. Die Hauptsächlich êzîdîsche Bevölkerung von Qastel Jindo war gezwungen zu flüchten – zurückgeblieben sind wenige alte Menschen, die aus eigener Kraft nicht flüchten konnten.

Tagelang bombardierte die türkische Luftwaffe das Dorf Qastel Jindo im Nordosten von Afrin, wo sich eine strategisch wichtige Hügelkette befindet. Zeitgleich rückten türkische Soldaten und die von der Türkei unterstützten radikale Islamisten am Boden auf das Dorf vor, die in der Vergangenheit bereits mehrfach das Dorf attackierten.

Êzîdîsche Aktivisten sprechen von „ethnischen Säuberungen“ mithilfe der Türkei. Der Zentralrat der Êzîden in Deutschland hatte in den vergangenen Tagen bereits mehrfach vor solchen Folgen gewarnt. In Afrin und Umgebung leben schätzungsweise rund 10.000 Êzîden – andere Schätzungen gehen von bis zu 25.000 Êzîden aus. Die Dörfer der Êzîden liegen zumeist in der Umgebung von Afrin und sind damit direkte Ziele der türkischen Militäroffensive. Auch die êzîdîschen Dörfer Basûfan und Bircike seien von türkischen Bombardements betroffen, berichtet der Zentralrat der Êzîden, der mit der örtlichen Bevölkerung in Kontakt steht.

Bereits 2016 versuchte die Türkei von der Stadt Azaz aus mithilfe radikal-islamischer Milizen das Dorf Qastel Jindo einzunehmen. Mehrere Mörsergranaten trafen das Dorf und verwundeten mehrere Menschen.

In den vergangenen Tagen gab es unterschiedliche Informationen darüber, wer die Kontrolle über Qastel Jindo hat. Seit gestern ist klar, dass türkische Soldaten und radikale Islamisten die Kontrolle übernommen haben. Angaben zu Opfer oder Verletzten in Qastel Jindo fehlen bisher.

Türkische und türkeinahe Accounts verbreiten seit gestern auf sozialen Netzwerken Bilder und Videos aus Qastel Jindo – deutlich zu sehen sind dabei die Islamisten, die offen von der Türkei finanziert und bewaffnet werden. Mit „Allahu Akbar“-Rufen feiern sie die Einnahme des Dorfes.

© ÊzîdîPress, 01. Februar 2018