Rauch über dem Alten Markt in Shingal-Stadt
Rauchwolke über dem Alten Markt in Shingal-Stadt (Dezember 2014)


Eilmeldung

Shingal. Kurdische und êzîdîsche Kampfeinheiten haben heute im Nordirak mit der Offensive gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) gestartet. Soldaten der Peshmerga, Einheiten der PKK und der êzîdîschen Shingal-Allianz seien auf dem Vormarsch, teilt ein ÊP-Korrespondent vor Ort mit. Unterstützt werden die Widerstandskämpfer von Kampfflugzeugen der US-geführten Anti-IS-Koalition, die seit Wochen massiv Stellungen der Terrormiliz in der Region bombardiert.

Ziel ist zunächst die belagerte, gleichnamige Stadt Shingal, deren Rückeroberung Voraussetzung zur Befreiung der weiteren südlichen Dörfer und Gemeinden ist. Innerhalb der Stadt Shingal sichern Kämpfer der PKK und Einheiten der êzîdîschen YBŞ derzeit die östlichen Zufahrtsstraßen zur Stadt ab. Sowohl Masud Barzani, Präsident der Autonomen Region Kurdistan und Oberbefehlshaber der Peshmerga, als auch sein Sohn Masrur Barzani, Chef des Geheimdienstes, befinden sich nach unbestätigten Angaben in Shingal.

Die Einheiten rücken vom Norden der Stadt, von Shlo im Westen und Hardan im Osten her gen Shingal-Stadt vor. Verlangsamt wird die Offensive durch verminte Gebiete, die zuvor von Sprengstoff-Experten geräumt werden müssen, sagte ein êzîdîscher Kämpfer. Von Shlo aus etwa säubern derzeit Experten der Volksverteidigunseinheit YPG die Gebiete. Trotz der politischen Auseinandersetzungen in den vergangenen Wochen rücken die Einheiten gleichsam vor. An dem Vormarsch sind auf Seiten aller Einheiten insgesamt über 11.000 Widerstandskämpfer beteiligt, von denen der absolute Großteil êzîdîsche Kämpfer sind.

Die mehrfach angekündigte „Stunde Null“ in Shingal rückt damit in greifbare Nähe. Auch die lange angekündigte Offensive scheint damit in Gang gesetzt worden zu sein. Seit über 15 Monaten steht die Südregion unter der Gewalt der Terrormiliz. Der Norden konnte im Dezember vergangenen Jahres bereits befreit werden. Weitere Details werden in Kürze erwartet.

Am 3. August 2014 überrannte die Terrormiliz IS die Shingal-Region. Die UN-Menschenrechtskommission klassifizierte die Verbrechen des IS an der êzîdîschen Zivilbevölkerung in einem ausführlichen Bericht bereits als Völkermord ein. Ziel der Terrormiliz sei es, die Êzîden „als Gruppe zu vernichten“, heißt es in dem Dokument. Über 5.000 Êzîden wurden in Shingal von IS-Terroristen hingerichtet, bis zu 7.000 Frauen, Mädchen und Kinder entführt und versklavt.

© ÊzîdîPress, 11 November 2015