Flüchtlingslager Amed | Bild: Hilfsbund
Flüchtlingslager Amed | Bild: Hilfsbund

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[A]med. Ihre traumatische Flucht hat die Êzîden von dem Shingal-Gebirge bis nach Amed, auf eine Plantagefeld im Landkreis Yenişehir, geführt. Die BDP-Stadtverwaltung stellt diesen Platz, die Gemeinde ächzt unter der finanziellen Belastung und der Ohnmacht in Anbetracht der Flüchtlingsflut. Die kurdischen Einheimischen helfen, so gut es geht, die Ärmsten seien die, die sich am hingebungsvollsten solidarisieren würden.

Geflohen vor dem IS-Terror, seien nun 4.061 Êzîden in dem Flüchtlingscamp in Amed untergekommen. Zumindest sind so viele seitens der freiwilligen Helfer registriert worden, die Wahrscheinlichkeit, dass noch mehr êzîdîsche Flüchtlinge dort Zuflucht gefunden haben, ist sehr hoch.

Während im Shingal-Gebirge die brennende Sonne und die Hitze den Tod über viele Êzîden brachte, ist es nun der Winter und die Kälte, die die Menschen fürchten. Immer noch fehlt es den Flüchtlingen am Notwendigsten. Kleidung, die vor Kälte schützt, festes Schuhwerk und Decken zum Beispiel.

Die Êzîden beklagen, dass ihre Kinder noch zu klein sind, um der Kälte die Stirn zu bieten, sie würden sich vor dem Wintereinbruch fürchten. Der Regen und der Schnee werden argwöhnisch als die neuen Todesbringer bezeichnet. Auf den Shingal-Gebirge seien viele verdurstet, nun würden sie davor bangen, zu erfrieren.

Auch die Furcht vor der Rückkehr nach Shingal ist allgegenwärtig. Die Sorge macht sich unter den Êzîden breit, wenn dies thematisiert wird. Laut imctv hätte ein Flüchtling namens Xıfşe Xıdır folgendes verlauten lassen: „Alle haben sie gefangen genommen, alle haben sie verkauft. In Shingal habe ich nichts mehr. Ich will, dass sie uns an einen Ort bringen, an dem es sicher ist“.

Hısen Kasım beklagte: „Wir konnten kein Staat werden. Wir konnten uns nicht schützen, die Situation nicht bewältigen. Wir konnten kein Leben führen, wie alle anderen. Wir haben genug Ausweglosigkeiten, Niederträchtigkeiten und Tod gesehen. Es gibt keinen Êzîden mehr, dessen Haus nicht mindestens einen Verstorbenen zu bedauern hat“

Adul Berri hingegen hätte auf seine Kinder zeigend erklärt: „Falls sie [der IS; Anm. d.: Red.], nach der Rückkehr in das Shingal-Gebirge, auch diese Kinder töten, bricht meine Familie zusammen. Gott weiß, eventuell kehren wir eines Tages zurück. Aber nicht jetzt, jetzt können wir nicht die Rückkehr wagen“

Die Helfer im Flüchtlingslager sind aufgrund der teilweise hochgradigen Traumatisierung der Flüchtlinge überfordert, wie einer der Freiwilligen am Telefon gegenüber ÊzîdîPress verzweifelt erklärt. Unter den schweren psychologischen Bedingungen leiden vor allem die unzähligen Waisenkinder im Flüchtlingslager von Amed, die von den traumatischen Erlebnissen besonders gekennzeichnet sind. Diese sind den Angaben der Helfern zufolge unterversorgt, es fehlt am allernötigsten. Für den bevorstehenden Winter steht nicht genügend wärmende Kleidung zur Verfügung.

Die staatlichen Stellen lassen, wie von verschiedensten Flüchtlingslagern, in denen Êzîden und Kurden aus Kobanî untergekommen sind, die Helfer im Stich und sind nicht gewillt, ernsthafte Hilfe zu leisten. Der Internistin Dr. Nergiz Özden aus München nach, die vor wenigen Tagen im Flüchtlingslager Amed ehrenamtlich die Bedürftigen medizinische versorgte, sind Geldspenden effektiver als Sachspenden. Der Aufwand, der für die Sachspenden aufgebracht wird, so etwa die Lagerung, der Transport und die anschließende Logistik, könne besser vor Ort getätigt werden, erklärt sie im BR.

êzîdîPress, 27. Nov. 2014