Demonstration in Duhok gegen Êzîden - die Demonstranten fordern den Stopp "êzîdîscher Gewalt gegen unschuldige, kurdische Muslime" in Shingal
Demonstration in Duhok gegen Êzîden – die Demonstranten fordern den Stopp „êzîdîscher Gewalt gegen unschuldige, kurdische Muslime“ in Shingal


Duhok. In der südkurdischen Stadt Duhok in der Autonomen Region Kurdistan ist es heute zu einer Demonstration gekommen. Vor dem Politbüro Nr. 1 der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK – Liqa 1) versammelten sich am Montagmittag dutzende muslimische Kurden mit Bannern und der kurdischen Flagge. Sie warfen den Êzîden in Shingal „Gewalt gegen kurdische Muslime“ vor. Die Êzîden hätten „unschuldige, kurdische Muslime“ getötet und seien eine Gefahr für die „nationale Sicherheit“, so der Tenor der Demonstranten. Zudem sollen die Êzîden Moscheen in Brand gesteckt haben.

Die Demonstranten forderten die Regierung auf, die „êzîdîsche Gewalt an Muslimen in Shingal“ zu stoppen, wie auf einem der Plakate stand. Als die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden Shingal im Nordirak einfiel, beteiligten sich die dort ansässigen kurdischen Muslime an den Massenmorden und Entführungen.

Der Großteil der kurdischen Bevölkerung in Duhok nahm die êzîdîschen Flüchtlinge im vergangenen Jahr mit offenen Armen auf, als diese vor der Terrormiliz IS aus Shingal fliehen mussten. Auch die kurdische Bevölkerung in den großen Städten gilt als weltoffen. Hunderttausende Flüchtlinge wurden von der kurdischen Bevölkerung mit Nahrungsmittel, Kleidung und Unterkunft versorgt. Dennoch herrschen vor allem in der konservativ geprägten Stadt Duhok starke Ressentiments gegen die êzîdîsche Minderheit, die nicht zuletzt von kurdischen Salafisten und ihren Hasspredigten gefördert wird. In der Stadt können êzîdîsche Händler ihre Waren teilweise nicht absetzen, da sie unter den konservativen Muslimen als „unrein“ gelten, wie das weltliche Oberhaupt Mîr Tahsîn Saîd Beg in einem Interview erklärte.

Dr. Abdul Wahid, Dozent an der islamischen Fakultät in Silêmanî, bezeichnete die Êzîden bereits im Jahr 2013 als „Bösenanbeter“, die „keine Kurden, sondern Araber“ seien. Die Êzîden seien „unrein“ und „Kaffir“ (Ungläubige). Abdul Wahid wurde später vor Gericht gestellt. Ein weiterer kurdisch-salafistischer Prediger fordert die Muslime offen auf, die Êzîden „zu töten“. Dr. Abdûl Latif, ebenfalls Dozent, entzürnte die Êzîden mit einem Interview nach dem Völkermord in Shingal. Die vom IS getöteten êzîdîschen Kinder, so Dr. Latif, kämen in die Hölle, da sie „keine Muslime“ seien.

© ÊzîdîPress, 23. November 2015