Êzîdîsches Flüchtlingslager in der Provinz Duhok im Nordirak (ÊP)
Êzîdîsches Flüchtlingslager in der Provinz Duhok im Nordirak (ÊP)


[D]uhok. Der Ärger ist groß: Nachdem sie von Terroristen des „Islamischen Staates“ aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit vernichtet werden sollten und aus ihrer Heimat flüchten mussten, lauern in den êzîdîschen Flüchtlingslagern nun Missionare christlicher Sekten. Vermehrt versuchten diese in den vergangenen Monaten die prekäre Situation und die Not der Flüchtlinge auszunutzen, um unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe zu missionieren. Vor allem auf Jugendliche und Kinder haben es die Missionare abgesehen. Mit Geld, Nahrung und einer Unterkunft versprechen sie den Heranwachsenden eine bessere Zukunft. Dafür müssen sie jedoch erst zum Christentum konvertieren und sich der Sekte anschließen.

Kurdische Sicherheitskräfte haben nun sechs Missionare in einem von mehreren êzîdîschen Flüchtlingslagern in der Provinz Duhok im Nordirak festgenommen. Dies teilte der Lagerleiter ÊP-Korrespondenten vor Ort mit, der aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden möchte. Die Missionare wurden zuvor mehrfach aufgefordert, ihre Aktivitäten zu unterlassen, die in den Lagern immer wieder Bibeln und Propagandablätter verteilten. „Die Sekten sind sehr hartnäckig. Es bringt wenig, einige ihrer Missionare festzunehmen, aber es ist ein Anfang um zu verdeutlichen, dass wir ein Auge auf sie haben. Ich habe daher die Festnahme mehrerer Missionare veranlasst“, erklärte der Lagerleiter gegenüber ÊzîdîPress.

Bei den Sekten handelt es sich vor allem um europäische und us-amerikanische Organisationen, die in aller Welt missionieren. Der Religiöse Rat der Êzîden verurteilte die Missionierungsversuche während einer Zusammenkunft vor wenigen Tagen. Es sei eine „Unverschämtheit“ die Notlage der Flüchtlinge zu Missionierungszwecken auszunutzen, erklärten die Mitglieder und Berater des Rates, der in Lalish tagte. Der Rat beschloss daher mithilfe der Sicherheitskräfte in den Flüchtlingslagern verstärkt gegen die Missionare vorzugehen und machte auch weitere Lagerleiter sowie kurdische Behörden auf das Problem aufmerksam.

© ÊzîdîPress, 07. Juni 2015