Êzîdîsches Mädchen auf der Flucht vor den Terror-Schergen des IS in Shingal (Rodî Saîd)
Êzîdîsches Mädchen auf der Flucht vor den Terror-Schergen des IS in Shingal (Rodî Saîd)


Brandenburg. Der Brandenburgische Landtag hat am Freitag einen Beschluss verabschiedet, wonach verfolgten Êzîden aus dem Irak Zuflucht gewährt werden soll. Primär sollen traumatisierte Frauen und Kinder aufgenommen werden, die in Gefangenschaft der Terrormiliz „Islamischer Staat“ geraten waren. Die Aufnahme solle im Notfall auch ohne die Hilfe des Bundes erfolgen. Vier der fünf Landtagsfraktionen stimmten für den Beschluss – einzig die AfD stimmte dagegen, wie der rbb meldet. Sie sei gegen die Aufnahme von Êzîden.

Nach dem Willen der Landtagsabgeordneten soll sich die Landesregierung für ein Kontingent einsetzen, um in einer humanitären Hilfsaktion êzîdîsche Frauen und Kindern aus den nordirakischen Flüchtlingslagern aufzunehmen. Sollte der Bund sich weigern, so soll ein Sonderkontingent in Zusammenarbeit mit weiteren Bundesländern erarbeitet werden. Baden-Württemberg hatte bereits in einer ähnlichen Hilfsaktion rund 1.000 Frauen und Kinder aufgenommen, die aus der Gefangenschaft der Terrormiliz „Islamischer Staat“ entkommen konnten. In Baden-Württemberg erhalten sie eine psychologische Betreuung. „Aber immer noch leben rund 1600 Frauen und Kinder in Lagern im Nordirak, die zwei Jahre in der Gewalt des IS waren und schwere Gewalt und Vergewaltigungen erfahren haben“, sagte Ursula Nonnemacher von der Grünen-Partei.

Um den Beschluss und die Aufnahme zu koordinieren, haben Nonnemacher als auch der CDU-Politiker Dombrowski das religiöse Oberhaupt der Êzîden für kommenden März nach Brandenburg zu Gesprächen eingeladen.

Am 3. August 2014 verübte die Terrormiliz IS an der êzîdîschen Bevölkerung im Nordirak einen Völkermord. Nach UN-Angaben wurden in den Dörfern und Gemeinden der Shingal-Region, dem Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden, mindestens 5.000 Êzîden ermordet und bis zu 7.000 Frauen und Kinder, darunter viele minderjährige Mädchen, verschleppt, versklavt und anschließend systematisch vergewaltigt. Neben der UN haben das Europäische Parlament, die parlamentarische Versammlung des Europarates, die US-Regierung, das britische Parlament sowie vor wenigen Tagen das französische Parlament die Verbrechen des IS an den Êzîden als Völkermord anerkannt bzw. als solchen bezeichnet.

© ÊzîdîPress, 17.12.2016