Ausweise von zwei vermissten êzîdîschen Mädchen
Ausweise von zwei vermissten êzîdîschen Mädchen

Shingal (Irak/Kurdistan) – Die britische Tageszeitung Daily Mail gibt die Zahl der bisher entführten êzîdîschen Frauen und Kinder in der Region Shingal mit bis zu 3.000 an, die seit Beginn des Völkermordes vor zwei Wochen Opfer der Terroristen des Islamischen Staat (IS) wurden. Unter Berücksichtigung aller uns vorliegender Vorfälle, dürfte die Zahl jedoch weitaus höher sein.

Die Frauen und Kinder werde nach Augenzeugenberichten, die êzîdîPress vorliegen, zu Hunderten in mehreren Ortschaften in und teilweise außerhalb der Region Shingal festgehalten, darunter viele minderjährige Mädchen. Verwandte der Opfer konnten immer wieder telefonischen Kontakt mit ihren weiblichen Angehörigen aufnehmen, die von brutalen Vergewaltigungen und Misshandlungen berichten. Sie flehten nach Luftschlägen der irakischen oder US-Luftwaffe, um von ihrem Leid erlöst zu werden.

Dutzende Frauen, die von den IS-Terroristen entführt und vergewaltigt worden sind, haben nach ihrer Freilassung bzw. Befreiung Selbstmord begangen. Viele  Frauen und Kinder sind zum vom IS kontrollierten Militärflughafen nach Tel Afar verschleppt worden. Busse und LKWs voller Frauen, Mädchen und Kinder sind nach Augenzeugen von den Terroristen fortgebracht worden. Dem Roten Halbmond im Irak zufolge werden viele der Frauen und Mädchen auf Sklavenmärkte in Mosul verkauft. Der Guardian berichtet, dass sie teilweise für wenige Euros als Sexsklavinnen verkauft werden.

Alleine aus dem Dorf Kucho sollen die Terroristen nach Angaben von Augenzeugen und Überlebenden rund 1.000 Frauen und Kinder verschleppt haben. Am 16. und 17. August verübten IS Terroristen im dem Dorf ein Massaker und töteten über 400 Männer.

Die êzîdîsche Politikerin und Juristin Viyan Dekhil (PDK) wies darauf hin, dass ca. 600 Frauen in Gefängnissen in der Region Ninawa festgehalten werden. Von weiteren 300 entführten Frauen, Kindern und Männer spricht der Politiker Kheri Shingali. Sie berichteten ihm, dass man sie zeitweise nach Syrien und anschließend zurück in den Irak gebracht hätte. Sie werden misshandelt und aufgefordert, zum Islam zu konvertieren. Nach dem Blutbad von Kucho wird nun ein weiteres Massaker befürchtet.

êzîdîPress, 18. Aug. 2014