Die 21-jährige Êzîdîn Samira war 10 Monate in IS-Gefangenschaft (Mohammed A Salih/the Guardian)
Die 21-jährige Êzîdîn Samira war 10 Monate in IS-Gefangenschaft (Mohammed A Salih/the Guardian)


Duhok. Die Zahl der Befreiungen von Sklaven aus der Gefangenschaft der Terrormiliz „Islamischer Staat“ ist drastisch zurückgegangen. Nachdem über 2.000 Êzîden, überwiegend Frauen und Kinder, befreit wurden oder fliehen konnten, kommen nun immer weniger häufig frei. Grund sind neue Sicherheitsmaßnahmen der Terrormiliz IS zur Verhinderung weiterer Befreiungen. Eine anonyme Quelle aus Syrien berichtete einem ÊzîdîPress-Korrespondenten von neuen Vorkehrungen der IS-Führung, mit denen Befreiungen verhindert werden sollen. Überprüfen lassen sich die Angaben aufgrund der Sicherheitslage zurzeit nicht. Die gesunkene Zahl der Befreiungen aber bestätigt die Angaben.

Zu den verschärften Sicherheitsmaßnahmen gehören den Informationen zufolge unter anderem, dass die Sklavenhalter des IS ihre Sklaven vor einem IS-„Gericht“ bzw. einer Institution registrieren und Fingerabdrücke abgeben müssen. Regelmäßig muss der IS-Terrorist dann Bericht über den Verbleib seiner Sklavin ablegen. So koppelt der IS die Befreiungen mit persönlichen Strafen, die den Sklavenhalter zur größeren Vorsicht bewegen.

Der êzîdîsche Aktivist Abu Shujaa, der bisher hunderte Êzîden aus der IS-Gefangenschaft befreit hat, bestätigte gegenüber ÊzîdîPress die erschwerten Umstände. Immer seltener ergebe sich die Chance, Gefangene zu befreien, so Abu Shujaa. Die versklavten Frauen und Kinder seien zudem strengeren Kontrollen und Bewachung ausgesetzt, was eine Befreiung aus der islamistischen Hölle dramatisch erschwere.

Schon im Vorfeld reagierte der IS etwa in der Stadt Tal Afar auf Befreiungen der Sklaven und deportierte die Gefangenen tiefer in IS-Gebiet. Schmugglern, die gegen Geld die Gefangenen aus dem IS-Gebiet lotsen, wird es so fast unmöglich gemacht unbemerkt aus dem Gebiet zu entfliehen.

Nach wie vor befinden sich über 3.000 Êzîden in IS-Gefangenschaft. Am 3. August 2014 stürmte die Terrormiliz das Hauptsiedlungsgebiet der Êzîden im Nordirak, massakrierte über 5.000 Menschen und entführte und verschleppte bis zu 7.000 Frauen und Kinder. Der IS verlautbarte später im eigenen Magazin „Dabiq“, man habe mit der Versklavung der Êzîden die „islamische Tradition der Sklaverei“ wiedereingeführt.

Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen bewertet die Verbrechen des IS an der êzîdîschen Minderheit als Völkermord. Ziel der Terroristen sei es, die „Yeziden als Gruppe zu vernichten“. Das Europäische Parlament verabschiedete im Februar 2016 eine Resolution, die die Gräueltaten des IS gegen Minderheiten im Irak und Syrien als Völkermord verurteilte.

© ÊzîdîPress, 16. Februar 2016