Aknalich. In Armenien wird heute der seit 2015 im Bau befindliche neue êzîdîsche Tempel eingeweiht. Zahlreiche Gäste aus den Bereichen Politik und Gesellschaft haben sich zur Eröffnungszeremonie angekündigt, darunter auch Vertreter der Êzîden aus den Diasporagemeinschaften. Der neue Tempel mit dem Namen „Quba Mêrê Dîwanê“ steht in der Region Aknalich, umfasst eine Fläche von 350mund hat eine Gesamthöhe von 25 Metern. Entworfen wurde der Tempel vom armenischen Stararchitekten Artak Ghulyan.

Der neue Tempel wird mit der bisherigen kleinen Pilgerstätte verbunden sein

Der Tempel besteht aus insgesamt sieben Kuppeln in Anlehnung an die sieben Erzengel der êzîdîschen Religion. Die mittlere und höchste Kuppel steht für Tawisî Melek, dem obersten Erzengel. Am Tempeleingang ist eine große Sonne angebracht, das für Êzîden heiligste Symbol. Auf jeder Kuppel befindet sich zudem ebenfalls ein Sonnensymbol. Die Gravuren am Tempel sind denen am zentralen Heiligtum in Lalish nachempfunden. Der Religiöse Rat der Êzîden hatte den Bau bereits im Jahr 2015 genehmigt.

Im Inneren des Tempels ist ein Kulturzentrum mit eigener Bibliothek, ein Konferenzraum, eine TV-Station sowie Räume für theologische Seminare vorgesehen.

Frontansicht des neuen êzîdîschen Tempels

Es ist der zweite Tempel der êzîdîschen Gemeinschaft in Armenien. Neben dem Neubau steht eine weitere kleinere Pilgerstätte, die miteinander über einen Fußweg verbunden sind. Finanziert wurde die kleine Pilgerstätte vom êzîdîschen Geschäftsmann Mîrza Sloyan aus Russland, der auch die Mittel für den Bau des neuen Tempels bereitstellt.

Bis 2011 lebten offiziellen Statistiken zufolge rund 40.000 Êzîden in Armenien. Mit etwa 1,3% Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen die Êzîden die größte ethnische Minderheit im Land dar. Zwischen Armenien und Êzîden besteht aufgrund der gemeinsamen Leidengeschichte und der beidseitigen Solidarität während des Völkermordes 1915 eine historische Freundschaft.

Im Jahr 2012 anerkannte der armenische Staat die ethno-religiöse Identität der Êzîden. In den vergangenen Jahren sind viele Êziden wie Armenier auch aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa und Russland migriert.