Adeka. Seit dem Völkermord an den Êzîden im Nordirak sind nunmehr über drei Jahre vergangen. Trotz der Befreiung der Shingal-Region von der Terrormiliz „Islamischer Staat“, hält die humanitäre Krise in der Region weiter an. Seit Beginn der Militär-Offensive in Mosul und Shingal, sind rund 50.000 der 400.000 êzîdîschen Flüchtlinge nach Shingal zurückgekehrt. Nach Angaben der êzîdîschen NGO Yazda, leben über 10.000 weiterhin in Flüchtlingslagern auf dem Shingal-Gebirge. Über 200.000 Êzîden haben das Land bereits verlassen. Zurück bleiben die Ärmsten der Armen, die sich selbst eine Flucht nach Europa nicht leisten können und in ihre zerstören Häuser nach Shingal zurückkehren. Dort versuchen sie unter widrigsten Umständen zu überleben.

In der gesamten Region wurde die Infrastruktur fast vollständig zerstört. Strom- und Wasserleitungen wurden bisher nicht wiederhergestellt. Lediglich Generatoren stellen eine zeitweise Stromversorgung sicher. Zudem fehlt es an medizinischer Versorgung. Die einzige kleine Klinik in der Gemeinde Sinune muss ihren Betrieb immer wieder aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Medizin und medizinischer Ausstattung sowie Personalmangel einstellen. Größere Operationen sind dort nicht möglich. Die bisherige humanitäre Hilfe leisteten vor allem Nichtregierungsorganisationen, die aufgrund der politischen Spannungen jedoch nahezu alle aus der Region abgezogen sind. Der Zugang zur Shingal-Region wird sowohl von der kurdischen als auch von der irakischen Regierung praktisch unmöglich gemacht. Nur vereinzelt erreichen Hilfsgüter die Region.

In dem Dorf Adeka etwa, im Norden der Shingal-Region, leben rund 130 êzîdîsche Familien. Das Dorf verfügt weder über eine Strom- noch über eine Wasserverbindung. Viele der Dorfbewohner sind auf medizinische Hilfe angewiesen, die sie sich jedoch nicht leisten können. Zudem fehlt es an den grundlegendsten Gütern wie Wasser und Nahrung. Unser Korrespondent hat bedürftige Familien in dem Dorf besucht. Eine êzîdîsche Mutter berichtet, dass sie keinerlei Hilfe bekomme und sich Grundgüter nicht leisten könne. Gehbehinderte, die auf eine Operation und Medikamente angewiesen sind, fehlt das Geld für eine Behandlung. Den Kindern fehlt es zudem an wärmender Kleidung.

Der hereinbrechende Winter droht die Situation weiter zu verschlechtern. Viele der Familien leben in nicht wintertauglichen Zelten oder zerstören Gebäuden ohne feste Fenster und Türen. Trotz der Warnungen von Aktivisten, scheint die Hilfe nur schleppend anzulaufen. Wer helfen möchte, kann zum Beispiel an Yazda spenden, die in der Shingal-Region zahlreiche Hilfsprojekte finanzieren.

© ÊzîdîPress, 27. November 2017